Dtsch Med Wochenschr 1997; 122(40): 1207-1212
DOI: 10.1055/s-2008-1047749
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Trommelschlegelfinger bei einem niedrig malignen Leiomyosarkom mit gemischter Hiatushernie

Clubbed fingers in a case of leiomyosarcoma of low malignancy and mixed-type hiatal herniaU. Rabast
  • Innere Abteilung (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. U. Rabast), St.-Elisabeth-Krankenhauses Hattingen
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Bei einer 33jährigen Patientin war dem Ehemann die Entwicklung von Trommelschlegelfingern aufgefallen. Die Patientin berichtete über häufige Refluxbeschwerden. Der klinische Befund war abgesehen von den Trommelschlegelfingern unauffällig.

Untersuchungen: Klinisch-chemisch war die Blutsenkungsgeschwindigkeit mit 23/68 mm beschleunigt, es besteht eine hypochrome Eisenmangelanämie (Hämoglobinkonzentration 11,1 g/dl, Erythrozytenzahl 4,24 · 106/µl, Eisenkonzentration 31 µg/dl), Ferritinwert 15,2 µg/dl sowie eine Thrombozytose mit 431 · 103 Thrombozyten/µl. Die Röntgenaufnahme des Thorax zeigt eine retrokardial lokalisierte 10 cm durchmessende, dichte, rundliche Verschattung, die sich im Abdomensonogramm als eine weit nach kranial zu verfolgende, echoarme Struktur darstellen ließ. Gastroskopisch und bei der Röntgen-Doppelkontrastuntersuchung des Magens zeigen sich eine 14 cm messende gemischte Hiatushernie und ein submuköser, zur Vorderwand gelegener Tumor. Dieser entsprach im Computertomogramm einem 6 cm messenden, subkardialen Tumor. Der Magen lag weitgehend intrathorakal.

Therapie und Verlauf: Die Patientin wurde der operativen Therapie zugeführt. Hierbei zeigte sich der Magen bis auf ein kurzes Antrumstück intrathorakal gelegen. Der Tumor maß 15 · 10 cm. Infolge der Tumorausdehnung wurde eine Gastrektomie vorgenommen. Histologisch wurde die Diagnose eines Leiomyoms gestellt, wobei aufgrund der Tumorgröße von einem niedrig malignen Leiomyosarkom auszugehen war. Postoperativ zeigt sich eine Rückbildung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (12/28 mm) und der Eisenmangelanämie (Hämoglobinkonzentration 13,5 g/dl, Erythrozytenzahl 4,95 · 106/µl). 24 Monate postoperativ bestand kein Anhalt für ein Lokalrezidiv des Tumors. Die initial deutlich ausgeprägten Trommelschlegelfinger haben sich weitgehend zurückgebildet.

Folgerung: Neu aufgetretene Trommelschlegelfinger sollten stets eine Indikation zur weiteren Abklärung darstellen, da neben den bekannten kardio-pulmonalen Erkrankungen eine Reihe kausal therapierbarer Krankheiten vorliegen können. Eine vergleichbare Kasuistik konnte in der uns zugänglichen recherchierten Literatur nicht gefunden werden.

Abstract

History and clinical findings: The husband of a 33-year-old woman had noticed clubbing of her finger nails. She herself reported frequent gastric reflux symptoms. Admission findings were unremarkable except for finger clubbing.

Investigations: Erythrocyte sedimentation rate (ESR) was raised to 23/68 and she had a hypochromic iron-deficiency anaemia (haemoglobin 11.1 g/dl, RBC count 4.24 · 106/µl, iron concentration 31 µg/dl, ferritin 15.2 µg/dl) and an increase in platelets (431 · 103/µl). Chest radiogram showed a retrocardiac dense and round shadow, 10 cm in diameter, which on abdominal sonography was an echo-poor structure that could be traced far cranial. Gastroscopy and double-contrast radiology of the stomach revealed a 14 cm long hiatal hernia of mixed type and a submucous tumour in the anterior wall, which on computed tomography was a 6 cm subcardiac tumour, the stomach lying largely within the chest.

Treatment and course: At surgery the stomach was intrathoracic except for a short antral portion. Because of the size of the tumour, 15 · 10 cm, a gastrectomy was performed. Histologically it was a leiomyosarcoma of low malignancy. Postoperatively the ESR fell to 12/28 mm and the anaemia regressed (haemoglobin 13.5 g/dl, RBC 4.95 · 106/µl). Two years later there was no sign of local tumour recurrence and the finger clubbing had largely disappeared.

Conclusion: Recently developed finger clubbing should always be an indication for further investigation. In addition to the well known cardiopulmonary diseases, one of a number of other treatable causes may be responsible. Research of literature revealed no comparable case.

    >