Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2000; 10(1): 1-5
DOI: 10.1055/s-2008-1057749
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ultraschalltherapie der Epikondylopathia humeri - Immediate und serielle Wirkungen auf die Druckschmerzschwelle

Ultrasound therapy of epicondylopathia humeri - immediate and serial treatment effects on the pressure pain thresholdP. Kröling, S. Gottschild, L. Kober, G. Wimmer
  • Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication History

Publication Date:
19 March 2008 (online)

Summary

Ultrasound has been used since decades for the treatment of painful musculoskeletal disorders, with high doses up to 3 W/cm2. Since the 80ies a tendency to low dose treatment (0.1-1W/cm2) can be observed. In the same period a growing number of investigations and reviews with negative results were published, which severely throw doubt on the therapeutical effectiveness of therapeutical ultrasound. Objective: Objective of this study were informations concerning immediate-, serial- and intensity dependent effects of ultrasound therapy. Being a classical indication for ultrasound therapy, the epicondylitis („tennis elbow”) has been chosen as a model disorder. Methods: 30 patients with chronical epicondylitis (2f, 9m) were randomly assigned to 3 treatment groups. Each patient received a 6 min treatment on 5 consecutive days. The low dose group received 0.3 W/cm2; the placebo group 0W/cm2. Both groups were double blinded. The high dose group was treated by individual doses, causing a painless sensation of heat (mean: 1.2 W/cm2). This group therefore was not blinded. For measurement of the pressure pain threshold (PPT) an automatic device has been established, which developed a linear increasing force (1 kp/s) until the beginning of a painful sensation. The PPT was measured before, and 0 min, 5 min and 10 min after treatment. A follow-up took place 5 days after the last treatment (day 10), combined with a visual analogue scale (VAS) measurement. Results: Immediat effects: Only the high dose therapy lead to a short PPT increase compared to initial values (+0.28kp; p=0.03), but not compared to control. Serial effects: Only high dose therapy showed an increase of PPT. This effect, however, was only at follow-up (day 10) of statistical and clinical significance (+0.73 kp; p=0.015). A similar result showed the VAS pain rating score (-34%; p=0.002). Conclusions: The results lead to the conclusion, that ultrasound has no immediate analgesic effects of clinical relevance. However, serial high dose ultrasound treatment reveals a remarkable pain reduction within some days of delay, maybe due to a curative heat stimulus. Consequences, as well for practical treatment as for design and evaluation of studies, should be taken. Investigations with rather low dose treatment and/or without follow up control maybe responsible for some negative judgements of ultrasound therapy effectiveness in the recent literature.

Zusammenfassung

Während Ultraschall jahrzehntelang mit Intensitäten bis zu 3 W/cm2 zur Behandlung muskuloskelettaler Schmerzen angewendet wurde, ist seit den 80er Jahren eine Tendenz zu wesentlich niedrigeren Dosierungen (ca 0,1 -1 W/ cm2) zu beobachten. Parallel hierzu mehren sich Untersuchungen und Reviews mit negativen Ergebnissen, welche den therapeutischen Nutzen von Ultraschall zunehmend in Zweifel ziehen. Ziel: Ziel der Arbeit war die Gewinnung von Informationen zur analgetischen Sofortwirkung, zur Wirksamkeit im Rahmen einer Therapieserie und zur Bedeutung unterschiedlicher Ultraschallintensitäten. Als Modellerkrankung diente die Epikondylopathia humeri radialis (sog. „Tennisellenbogen” bzw. „Epikondylitis”), eine der klassischen Indikationen für den therapeutischen Einsatz von Ultraschall. Methodik: 30 Epikondylopathie-Patienten (21 w und 9 m, mittlere Krankheitsdauer: 11 Monate) wurden randomisiert auf 3 Behandlungsgruppen verteilt. Jeder Patient erhielt an 5 aufeinanderfolgenden Tagen jeweils eine 6minütige Ultraschallapplikation (800 kHz). Die Low-Dose-Gruppe wurde mit 0,3 W/cm2 behandelt, die Plazebogruppe mit einem eingeschalteten Gerät ohne Energieabgabe, beide Serien erfolgten in Doppelblindanordnung. Bei der High-Dose-Gruppe wurde die Intensität individuell bis zu einem deutlichen Wärmegefühl geregelt (durchschnittlich 1,2 W/cm2). Diese Serie war folglich nicht verbündet. Als Meßgerät zur Bestimmung der Druckschmerzschwelle (DSS) diente eine automatisierte Vorrichtung, die über einen zylinderförmigen Druckfuß eine linear ansteigende Kraft (1 kp/s) bis zum Beginn einer Schmerzwahrnehmung ausübte. Die DSS wurde täglich vor, unmittelbar nach sowie 5 und 10 min nach jeder Behandlung bestimmt. Eine Nachkontrolle erfolgte am 10. Tag nach Therapiebeginn, also 5 Tage nach der letzten Beschallung. Die subjektive Schmerzbeurteilung mittels visueller Analogskala (VAS) erfolgte vor der ersten Behandlung und am 10. Tag nach Behandlungsbeginn (Follow-up). Ergebnisse: Lediglich die High-Dose-Therapie führte bei einmaliger Anwendung zu einer kurzfristigen Anhebung der DSS gegenüber ihrem Ausgangswert (+ 0,28 kp; p=0,03), nicht jedoch gegenüber dem Kontrollversuch. Bei serieller Applikation führte nur die High-Dose-Behandlung zu einer signifikanten Anhebung der DSS. Dieser Effekt wurde allerdings erst 5 Tage nach Behändlungsende gegenüber dem Ausgangswert deutlich (+ 0,73 kp; p=0,015). Unter Low-Dose- und Plazebo-Therapie kam es dagegen eher zu einem Abfall der DSS. Die VAS-Beurteilung zeigte bei der Nachkontrolle ebenfalls nur für die High-Dose-Gruppe eine signifikante Verminderung der Beschwerden (-34%; p=0,002). Schlußfolgerung: Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass therapeutischer Ultraschall keine relevante schmerzlindernde Immediatwirkung hat. Dagegen zeigte sich bei serieller High-Dose-Behandlung eine Wirksamkeit im Sinne eines Heilreizes, der allerdings erst mit mehrtägiger Verzögerung deutlich wird. Es lassen sich daraus sowohl praktische Konsequenzen für die Patientenbehandlung, als auch für Beurteilung und Design klinisch-experimenteller Studien ableiten. Untersuchungen mit relativ niedriger Dosierung und/oder ohne Follow-up sind möglicherweise für das negative Bild von Ultraschallwirkungen in der jüngeren Literatur verantwortlich.

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