Aktuelle Urol 1993; 24(4): 173-180
DOI: 10.1055/s-2008-1058298
Übersichten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Prognostische Faktoren des Prostatakarzinoms: Übersicht und Wertung

Prognostic Factors of Prostatic Carcinoma: A SurveyJ. E. Altwein, M. Wirth
  • Urologische Abteilung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder, München, und Urologische Klinik, Medizinische Akademie “Carl-Gustav-Carus”, Dresden
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Publication Date:
28 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Jenseits des Tumorstadiums sollen zukünftig prognostische Faktoren bei der Therapieentscheidung für Patienten mit einem Prostatakarzinom Beachtung finden. Vor allem von seiten des Primärtumors war eine stadiumgestützte Therapie häufig wegen einer Fehleinschätzung des Stadiums unsicher. Unter den primärtumorgestützten prognostischen Faktoren dominieren das Volumen des Karzinoms und seine DNS-Ploidie. Beide können als unabhängige prognostische Faktoren angesehen werden. Beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom sind primärtumorgestützte prognostische Faktoren nur bedingt geeignet. Werden Leistungsindizes oder Symptome (Schmerz) zur Prognoseabschätzung herangezogen, dann zeigt sich in den vorgelegten multivariaten Studien keine Kongruenz in ihrer Rangordnung. Darüber hinaus sind subjektive Prognostikatoren mit dem Regression-Dilution-Bias belastet, d. h., wird der Ausgangswert nur ein einziges Mal gemessen, dann besteht die Gefahr einer systematischen Unterschätzung des Risikofaktorpotentials. Das prostataspezifische Antigen ist ein anerkannter zeitabhängiger prognostischer Faktor, scheint aber auch vor Therapiebeginn ausreichend zuverlässig über die Prognose zu informieren und ist deswegen als objektiver Faktor, der leicht zu ermitteln ist, auch besonders praxisgerecht. Bei allen prognostischen Faktoren ist stets kritisch zu hinterfragen, ob der geprüfte Parameter als unabhängige Variable über die Prognose informiert oder aber als abhängige Variable lediglich angibt, daß “kurz überlebende Patienten mit höherer Wahrscheinlichkeit einen ungünstigeren prognostischen Faktor haben als Patienten, die länger ihren Tumor überleben”.

Abstract

Beyond the tumor stage prognostic factors are useful for decision - making in patients with prostatic carcinoma. In multivariate studies the tumor volume has been ranked highest as a prognostic factor, followed by DNS ploidy. Both are thought to be independent factors. Prognostic factors based on the primary tumor are of little value in advanced cancer. Symptoms (e.g. pain) or performance scores are related to prognosis, but in two multivariate studies was the ranking different. Furthermore, subjective prognosticators are adversely influenced by the regression-dilution bias. PSA is a recognized time-dependent factor, but is also useful as an objective predictor of prognosis. Before a parameter is used for prognostic purposes, ist is necessary to determine whether it has true prognostic value or merely indicates that patients with a short survival time are more likely to have an unfavorable prognosticator than those with a longer survival time.

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