Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2000; 10(5): 190-193
DOI: 10.1055/s-2008-1061766
Wissenschaftliche Kurzmitteilung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Moorbäder vermehren die epidermalen Langerhans-Zellen

Mud baths increase epidermal Langerhans cellsM. A. Verhoff, E. Heerd
  • Physiologisches Institut der Universität Gießen (Gf. Direktor: Prof. Dr. med. C. Baumann), Gießen
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Publication History

Manuskripteingang: 30.4.1999

Manuskriptannahme: 8.5.2000

Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die physikalischen Wirkungen von Moorbädern gelten heute als gesichert, die chemischen Effekte sind dagegen umstritten. Besonders kontrovers diskutiert wird die Frage, ob Inhaltsstoffe des Moorbades durch die Haut des Badenden dringen können. Zellen, die in diesem Fall mit den penetrierenden Stoffen in Kontakt treten könnten, sind die epidermalen Langerhans-Zellen (LZ). Diese vermehren sich reaktiv bei einem verstärkten Kontakt mit Antigenen. Es sollte der Frage nachgegangen werden, ob eine Moorbadeserie im Tierversuch einen Einfluss auf die Dichte der LZ zeigt. Methoden: 51 Wistar-Ratten-Babys wurden in drei Gruppen eingeteilt: Die eine wurde in Moorbrei gebadet, die andere in Wasser, welches dieselbe Temperatur wie das Moorbad hatte (37 C). Eine Kontrollgruppe blieb unbehandelt. Ergebnisse: Nach der Badeserie wiesen die moorgebadeten Tiere eine statistisch gesicherte, durchschnittlich um 17% höhere Dichte der LZ gegenüber den wassergebadeten und den unbehandelten Tieren auf. Ein Unterschied der LZ-Dichte zwischen den wassergebadeten und den unbehandelten Tieren wurde nicht gefunden. Schlussfolgerungen: Alle physikalischen Eigenschaften des Moorbreies sind in geringerem oder größerem Maße auch einem Wasserbad gleicher Temperatur zuzuschreiben. Gleiches gilt für die Herabsetzung des Wasserdampfdiffusionswiderstandes der Epidermis. Wäre einer der eben genannten Effekte für die Erhöhung der LZ-Dichte verantwortlich, hätte man auch eine Erhöhung der LZ-Dichte nach Wasserbad im Vergleich zu den unbehandelten Tieren feststellen müssen. Die beobachtete Vermehrung der LZ nach Moorbädern ist durch keinen anderen bisher bekannten Mechanismus erklärbar als die reaktive Vermehrung der LZ nach Eindringen von einem oder mehreren Inhaltsstoffen des Torfes in die Epidermis.

Summary

Purpose: Nowadays, the physical effects of mud baths are well established. The chemical actions, however, are still very much doubted. The question whether active ingredients of the mud bath are able to penetrate the skin of the person taking the bath is discussed with much controversy. If this is the case, then the first cells to make contact with the penetrating substances would be the epidermal Langerhans cells (LC). These show a reactive increase after growing contact with antigenes. In this study investigations into the possible influence of a series of mud baths on the density of LC were carried out in an animal model. Methods: 51 Wistar rat babies were devided into three groups: one group was bathed in a mud mash, another in water, which had the same temperature as the mud bath (37°C). The control group received no treatment. Results: After the series of baths, the mud bathed animals had a statistically established higher density of LC with an average increase in density of about 14% compared to the water bathed or untreated animals. No difference in LC density was found in the water bathed or untreated animals. Conclusions: All physical properties of the mud mash can to a lower or higher degree also be attributed to a water bath of the same temperature. This also applies to the decrease of epidermal water vapour diffusion resistance. Should one of the effects mentioned above be responsible for the increase in LC density, an increase in LC density after water baths when compared to the untreated animals could also be expected. The observed increase of LC after mud baths can be explained by no other known mechanism than the reactive increase of LC after penetration of one or several active ingredients of mud into the epidermis.

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