Aktuelle Urol 1983; 14(6): 304-309
DOI: 10.1055/s-2008-1062806
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart · New York

Nabelschnurvene als Nierenbecken- und Harnleiterersatz

Erstmalige klinische AnwendungUmbilical Vein as Pelvic and Ureteral Substitute - First Clinical UseK. F. Klippel, C. R. Alves de Oliveira
  • Urologische Abteilung, Allgemeines Krankenhaus Celle (Chefarzt: Prof. Dr. K. F. Klippel)
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Publication Date:
23 April 2008 (online)

Zusammenfassung

Nach ausgedehnten tierexperimentellen Untersuchungen konnte die Verwendung von Nabelschnurvene als Harnleiterersatz im allogenen und xenogenen System erfolgreich etabliert werden. In der klinischen Erstbeschreibung wurde einer 56 Jahre alten, dialysepflichtigen Frau wegen eines obstruktiven, entzündlich bedingten chronischen Nierenleidens das linke Nierenbecken und die oberen ⅔ des linken Harnleiters durch humane Nabelschnurvene ersetzt. Die Patientin war durch rezidivierendes Steinleiden insgesamt 7mal voroperiert worden. Aufgrund einer Pyohydronephrose, die das Nierenbecken und den oberen Harnleiter total destruierte, mußte ein Harnleiterersatz geschaffen werden. Dazu wurde ein ständig in der Kryobank bei minus 200 °C vorgehaltene humane Nabelschnurvene speziell angepaßt transplantiert. 6 Wochen postoperativ konnte die die Anastomose schienende Nephrostomie entfernt werden. Der »Neo-Harnleiter« zeigte eine ausreichende Ableitungsfunktion, die präoperativen Kreatininwerte von 5-6 mg% sanken postoperativ auf 2,0 mg%, so daß die Patientin keine weitere Hämodialyse mehr benötigt.

Im 2. dargestellten Fall wurde bei einem 41jährigen Mann, dessen rechter Ureter bei zweimaligem aorto-femoralen Bypass verletzt wurde und der seit 4 Jahren mit einem rechtsseitigen Urostoma lebte, der Ureterdefekt im mittleren Drittel durch Nabelschnurvene überbrückt.

Die bisherige Nachbeobachtungszeit von 15 Monaten (erste Patientin) läßt den Schluß zu, daß die Umbilikalvene sich als embryonales Gewebe durch geringe Antigenität auszeichnet und sich deswegen als idealer Harnleiterersatz anbietet. Bis Oktober 1983 wurde 7mal ein Ureterersatz und 1 mal ein Urethraersatz (teilweise) mit Nabelschnurvene durchgeführt.

Abstract

After extensive experimental transplant studies replacing the ureter by iso-, allo- and xenogenic umbilical veins, the first clinical cases are described.

In a 56-year old woman with chronic kidney failure needing haemodialysis due for obstructive, inflammatory disease the left renal pelvis and the upper two thirds of the ureter were replaced by human umbilical vein.

The graft was taken and revaled sufficient drainage, the patient is free of haemodialysis with creatinine values ranging about 2 mg%.

In a second case the middle third of the right ureter was replaced in a 41-year old man who had undergone twice an aortofemoral by-pass with iatrogenic ureterinjury. For that reason he had a right urostoma for four years. Follow up time in the first case is 15 months with excellent urinary drainage. Up to October 1983 in 7 patients the ureter and in one patient the urethra were replaced in part by umbilical vein.

The umbilical vein seems to be an embryonic tissue of extremely low antigenicity and therefore suitable for transplantation.

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