Eur J Pediatr Surg 1981; 33(6): 110-121
DOI: 10.1055/s-2008-1063110
Originalarbeiten

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Die Bedeutung von Zellkinetik und Zytostatika - Sensibilitätstestung von Neuroblastomen, Rezidivtumoren und Tumormetastasen1

The Role of Cell Proliferation Kinetics and Cytostatica - Test for Sensitivity of Neuroblastomas, Recurrent Tumours and Tumour MetastasesU.  Willnow
  • Aus der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie (Direktor: Prof. Dr. F. Meißner) der Karl-Marx-Universität Leipzig, Bereich Medizin
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Publication Date:
25 March 2008 (online)

Abstract

Using auto-radiographic techniques in vitro studies were performed to analyse the growth rate in 13 cases of neuroblastoma, 6 recurrent tumours (assorted) and 7 metastatic tumours. The cell kinetic parameters using 3H thymedine markers, DNS synthesis, mitotic rate and mean cell cycle rate were investigated. The growth rate can only be calculated approximately. The results show that neuroblastomas grow incredibly fast. The cell-cycle period varies between 13.1 and 266.3 hours and averages 71 hours. Recurrent tumours have a tendency to have the same growth rate as the primary tumour. Primary metastases of Wilm's tumours and osteogenic sarcomas proliferate rapidly with a cell-cycle of 13.0-87.0 hours (average 37.7 hours). All tumours have a distinctly individual proliferation pattern. Cell division and growth rate of malignant tumours are important in relation to radiotherapy and the use of cytotoxic drugs. These factors are expressed as a "cell-kinetic therapeutic index", which helps to predict the effectiveness of cytotoxic drugs and radiotherapy. Two cases of neuroblastoma were classified as resistant. Most tumours excluding the fibrosarcomas react well against two cytotoxic reagents.
The cell-kinetic pattern and the sensitivity results are used in determining the treatment of recurrences and metastases. The relationship of these investigations in clinical practice is discussed.

Zusammenfassung

Mit einer autoradiographischen Kurzzeitmethode wurde in vitro das Wachstumsverhalten analysiert von 13 Neuroblastomen, 6 Rezidiv-Tumoren (2 Wilms-Tumoren, 1 Weichteil-Sarkom, 1 osteogenes Sarkom, 1 Nieren-Karzinom, 1 malignes Lymphoepitheliom) und 7 Metastasen (von 2 Wilms- Tumoren, 3 osteogenen Sarkomen, 1 Fibro-Sarkom, 1 Rhabdomyosarkom). Bestimmt wurden die zellkinetischen Parameter 3 H-Thymidin-Markierungsindex, DNS-Synthese-, Mitoseund mittlere Zellzykluszeit. Die Wachstumsfraktion kann nur annähernd genau kalkuliert werden. Die Ergebnisse zeigen, daß Neuroblastome i. a. außerordentlich schnell wachsen. Die Zellzyklusdauer variiert zwischen 13,1 und 266,3 Stunden und beträgt im Durchschnitt 71 Stunden. Rezidivtumoren weisen eine Tendenz zur Wachstumsbeschleunigung gegenüber den Primärtumoren auf. Lungenmetastasen von Wi/ms-Tumoren und osteogenen Sarkomen proliferieren außerordentlich schnell; die Zellzyklusdauer reicht von 13,0-87,0 Std., im Durchschnitt beträgt sie 37,7 Std. Insgesamt zeigt sich ein ausgeprägtes individuelles Proliferationsmuster bei allen Tumoren.
Zellzyklusablauf und die Größe der Wachstumsfraktion besitzen für die Sensibilität maligner Tumoren gegenüber Zytostatika und Strahlen eine grundsätzliche Bedeutung. Diese Beziehungen werden in einem ,,Zellkinetischen Therapie-Index" ausgedrückt, mit dem eine generelle Voraussage der Zytostatika- und Strahlensensibilität versucht wird.
Mindestens 2 Neuroblastome sind danach als ,,resistent" zu werten.
Der mit ähnlicher Methodik durchgeführte Tumorsensibilitätstest ergab, daß die untersuchten Tumoren mit Ausnahme des Fibrosarkoms mindestens gegenüber 2 Zytostatika empfindlich reagieren.
Zellkinetisches Muster und Sensibilitätstestergebnis wurden als Grundlage für das Behandlungsprotokoll genommen, speziell bei den Rezidiven und Metastasen. Die diesbezüglichen Probleme werden diskutiert.
Die Kenntnisse des biologischen Verhaltens solider Tumoren kann die Voraussetzung für eine sachgerechte Therapie bilden.

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