PiD - Psychotherapie im Dialog 2008; 9(3): 303-306
DOI: 10.1055/s-2008-1067490
DialogBooks

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Juliane  Jung
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Publication Date:
05 September 2008 (online)

Basislektüre

H.-P. Kapfhammer, H. Gündel (Hrsg.): Psychotherapie der Somatisierungsstörungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis – störungsspezifisch und schulenübergreifend.
Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 2001.
ISBN: 3-13-126871-9.

Die Autoren geben in ihrem Buch einen Überblick über den aktuellen Wissensstand bezüglich Epidemiologie, Ätiopathogenese, Diagnose / Differenzialdiagnose und der Therapie von Somatisierungsstörungen. Der erste Teil des Buches widmet sich dabei den vielfältigen Somatisierungssyndromen in den medizinischen Fachgebieten der Neurologie, Gynäkologie, Dermatologie, Kardiologie, Gastroenterologie, Urologie, Zahnheilkunde und Umweltmedizin. Ziel ist es hierbei dem Leser eine Präzisierung und Ordnung der vielfältigen Befunde zu den einzelnen häufig anzutreffenden Somatisierungsphänomenen in den jeweiligen medizinischen Fachbereichen zu ermöglichen. Ausführliche Fallbeispiele veranschaulichen dies noch zusätzlich. Eigene Kapitel widmen sich im ersten Teil weiterhin dem chronischen Müdigkeitssyndrom, dem Fibromyalgiesyndrom sowie der somatoformen Schmerzstörung. Im zweiten Teil gehen Kapfhammer und Gündel auf die verschiedenen Therapieansätze ein. Hierbei werden sowohl psychoedukative Bewältigungsprogramme, modifizierte psychodynamische Verfahren sowie kognitiv-behaviorale Therapieprogramme vorgestellt. Weiterhin wird auch auf physikalisch-therapeutische und psychopharmakologische Interventionen eingegangen.

Insgesamt ist es den Herausgebern gelungen, ein sehr gut strukturiertes und praxisorientiertes Buch zu verfassen, das durch seine ansprechende Gestaltung leicht lesbar ist und sowohl psychologischen und ärztlichen PsychotherapeutInnen als auch Medizinern einen guten Einblick in die psychotherapeutische Behandlung von Somatisierungsstörungen erlaubt.

H. Morschitzky: Somatoforme Störungen. Diagnostik, Konzepte und Therapie bei Körpersymptomen ohne Organbefund.
Wien: Springer Verlag, 2007 (2. erweiterte Auflage).
ISBN: 978-3-211-48637-5.

Das vorliegende Buch wendet sich primär an klinische Praktiker und an alle im Bereich der somatoformen Störungen und Schmerzstörungen tätigen Fachleute, aber auch an Betroffene und deren Angehörige. Morschitzky ist es dabei vor allem ein Anliegen, die Behandelbarkeit von somatoformen Störungen mit psychologisch-psychotherapeutischen Mitteln anschaulich zu machen. Im ersten Teil des Buches wird zunächst sehr ausführlich auf die Diagnostik der dissoziativen und somatoformen Störungen sowie der Syndrome im Umkreis somatoformer Störungen anhand der im ICD-10 und DSM-IV enthaltenen Kriterien eingegangen. Des Weiteren stellt Morschitzky die gegenwärtig vorhandenen medizinischen und psychologischen Modelle zur Erklärung der somatoformen Störungen vor.

Im zweiten Teil liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung eines Behandlungskonzeptes, welches sich hauptsächlich an verhaltenstherapeutischen Vorgangsweisen orientiert. Der Therapieablauf wird dabei in verschiedene Phasen (Anfangsphase, kognitive Therapie, Körpertherapie, längerfristig wirksame Therapiemaßnahmen) unterteilt, für welche die jeweils wichtigsten zu beachtenden Behandlungsaspekte vorgestellt werden. Die aufgezeigten Therapiebausteine können dabei in der Praxis je nach Bedarf eingesetzt werden. Die dafür benötigten Arbeitsunterlagen finden sich zum Teil im Anhang des Buches. Der Autor geht weiterhin noch gesondert auf die spezifischen Aspekte der verhaltenstherapeutischen Behandlung von hypochondrischen Patienten und von chronischen Schmerzpatienten ein.

Die klar strukturierte und praxisbezogene Aufbereitung des Buches ermöglicht eine gute Annäherung an das Themengebiet der somatoformen Störungen. Insgesamt wird das Buch der Zielsetzung des Autors, die vorhandenen theoretischen und therapeutischen Konzepte zu den somatoformen Störungen gewinnbringend zusammenzufassen, gerecht.

P. Henningsen, N. Hartkamp, T. Loew, M. Sack, C. E. Scheidt, G. Rudolf: Somatoforme Störungen. Leitlinien und Quellentexte (Leitlinien Psychosomatische Medizin und Psychotherapie).
Stuttgart: Schattauer-Verlag, 2002.
ISBN: 3-7945-2197-8.

Die vorliegende Veröffentlichung stellt die aktuelle Version der Leitlinien und Quellentexte für somatoforme Störungen dar, welche im Rahmen der Leitlinienentwicklung im Fach Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik zwischen 1996 und 2001 entstanden ist. Den Leitlinien liegt dabei eine Übersicht der empirischen Literatur zu somatoformen Störungen von 1980–2001 zugrunde. Ziel ist es, den Behandlern wissenschaftlich begründbare diagnostische und therapeutische Handlungsempfehlungen für alle Bereiche der somatoformen Störungen zu vermitteln, um dem Patienten die zweckmäßigste und aussichtsreichste Behandlungsform zukommen zu lassen.

Im ersten Teil des Buches werden die Leitlinien für die im Kapitel F45 des ICD-10 enthaltenen Krankheitsbilder (Somatisierungsstörung, undifferenzierte Somatisierungsstörung, Hypochondrische Störung, Somatoforme autonome Funktionsstörung, anhaltende somatoforme Schmerzstörung) sowie die Leitlinien für die dissoziativen Störungen der Bewegung und Empfindung (Konversionsstörung), der Neurasthenie (Chronic fatigue Syndrome) und der umweltbezogenen Körperbeschwerden dargestellt. Jede Leitlinie wird dabei in die Bereiche Definition und Terminologie, Diagnostik, Therapie (primärärztliche Behandlung, ambulante und stationäre Psychotherapie) sowie Evidenzbasierung unterteilt. Der zweite Teil umfasst die Quellentexte zu den jeweiligen Leitlinien. Diese dienen dazu, die allgemeinen Handlungsempfehlungen durch Hintergrundinformationen verständlicher zu machen und durch Literaturzitate zu begründen.

Insgesamt haben die Autoren mit dem vorliegenden Buch ihr Ziel, mit ihrem Werk nicht nur den aktuellen Stand des empirisch gesicherten Wissens zur Diagnostik und Therapie somatoformer Störungen zusammenzutragen, sondern bei den Behandlern auch die Neugier für die Behandlung einer eher als schwierig geltenden Patientengruppe zu wecken, erreicht.

W. Rief, W. Hiller: Somatisierungsstörung und Hypochondrie (Fortschritte der Psychotherapie, Bd.1).
Göttingen: Hogrefe-Verlag, 1998.
ISBN: 3-8017-1059-9.

In den letzten Jahren hat die Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Themengebiet der somatoformen Störungen immer mehr zugenommen. Den Autoren ist es mit ihrem vorliegenden Band ein Anliegen, einen Überblick über die neuesten Erkenntnisse zu geben und sie vor allem in ihrer Praxisrelevanz darzustellen, um somit das diagnostische und therapeutische Vorgehen für den Behandler zu erleichtern.

Einleitend wird zunächst darauf eingegangen, unter welchen Bedingungen ein Patient eine somatoforme Störung entwickeln kann und welche Risikofaktoren dabei eine Rolle spielen. Anschließend liegt der Schwerpunkt des Buches auf den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Hierbei werden verschiedene Elemente eines Therapieprogramms vorgestellt, welche sich bisher in der Praxis gut bewährt haben und welche eine individuelle Anpassung an die Bedürfnisse des Patienten erlauben. Die dargestellten Methoden sind dabei als eine Art allgemeiner Leitfaden zu verstehen, welcher sich sowohl mit den wichtigsten Aspekten zur Gestaltung der Anfangsphase der Therapie sowie dem Aufbau einer guten Arbeitsbeziehung zum Patienten befasst. Des Weiteren zeigt er auf, wie die Sichtweise des Patienten von einem organisch fixierten zu einem psychophysiologischen Störungsmodell verändert werden kann.

Die knapp und übersichtlich gehaltene Aufbereitung sowie der anschauliche und praxisnahe Schreibstil des Buches ermöglichen es sowohl psychologischen und ärztlichen PsychotherapeutInnen als auch Medizinern und Studierenden schnell konkrete Hilfe zu finden und sich weiterhin eine ideale Wissensbasis zu verschaffen.

G. Bleichhardt, F. Weck: Kognitive Verhaltenstherapie bei Hypochondrie und Krankheitsangst.
Heidelberg: Springer Medizin Verlag, 2007.
ISBN: 978-3-540-46864-7.

Bleichhardt und Weck widmen sich in ihrem Buch dem Störungsbild der Hypochondrie, welches – obwohl schon seit Jahrhunderten bekannt – in der Forschung und der wissenschaftlich orientierten Psychotherapie bisher weitestgehend unbeachtet geblieben ist. Das Hauptziel der Autoren ist es, eine ausführliche und konkrete Anleitung zur Behandlung der Krankheitsangst im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie zu vermitteln. Bleichhardt und Weck haben zu diesem Zweck eine manualisierte Einzeltherapie entwickelt, welche für eine ambulante Kurzzeittherapie mit 25 Stunden konzipiert ist und auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Hypochondrie und Krankheitsangst basiert.

Das Manual ist dabei in verschiedene Therapiebausteine strukturiert, die zahlreiche Verhaltensübungen, Therapiedialoge sowie Arbeits- und Informationsblätter beinhalten. Neben der Vermittlung von wichtigen Aspekten, die es in der Therapieeingangsphase sowie beim Aufbau einer Therapiemotivation zu beachten gilt, stehen in der ersten Hälfte des Manual-Kernteils Psychoeduktation sowie die Vermittlung von kognitiven Techniken zu den Themengebieten Aufmerksamkeit, Stress und Entspannung sowie kognitiver Umstrukturierung im Vordergrund. In der zweiten Hälfte des Manual-Kernteils wird die Veränderung verschiedener Arten von sicherheitssuchendem Verhalten (Body-Checking, Rückversicherung bei Ärzten, Vermeidungsverhalten) der krankheitsängstlichen Patienten thematisiert. Hinweise auf sinnvolle ergänzende Therapiebausteine sowie auf die Therapiebeendigung schließen das Manual ab. Um weiterhin den Vorteil einer Behandlung in Therapiegruppen nutzen zu können, wird zusätzlich ein Manual für eine Kombinationstherapie aus Einzel- und Gruppensitzungen vorgestellt.

Bleichhardt und Weck ist mit ihrem Buch ein wertvoller und umfassender Beitrag zur Behandlung von hypochondrischen und krankheitsängstlichen Patienten gelungen. Die klar strukturierte und praxisorientierte Aufbereitung sowie die angenehme und humorvolle Schreibweise des Buches erlauben psychologischen und ärztlichen PsychotherapeutInnen in Praxis und Ausbildung einen raschen Transfer des Erlernten in die Therapiepraxis.

Korrespondenzadresse:

Dipl.-Psych. Juliane Jung

AOK-Klinik Korbmattfelsenhof
Fachklinik für Internistische und Psychosomatische Rehabilitation
Klinik für Anschlussrehabilitation

Fremersbergstraße 115

76530 Baden-Baden

Email: julianejung@aol.com

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