Hyperaktiver Carotissinusreflex: Diagnostischer Wert und Prognose im höheren Lebensalter

Zusammenfassung

Carotisdruckversuche bei 40 asymptomatischen Patienten im Alter über 60 Jahre ergaben bei neun einen hyperaktiven Reflex mit Kammerasystolien über 3 Sekunden. Die Untersuchungsergebnisse variierten bei unterschiedlichen Untersuchern sowie bei Untersuchungen an verschiedenen Tagen erheblich. Im Verlauf von zwei Jahren hatten Patienten mit hyperaktivem Reflex keine schlechtere Prognose als solche mit normaler Reflexantwort. In keinem Fall waren Symptome aufgetreten, die auf ein hypersensitives Carotissinussyndrom hingedeutet hätten. Aus der Häufigkeit eines hyperaktiven Carotissinusreflexes und seiner guten Prognose sowie der ebenfalls großen Häufigkeit von Schwindelattacken aus den verschiedensten Gründen im höheren Lebensalter folgt, daß auch beim Zusammentreffen beider Symptome nicht ohne weiteres auf das seltene hypersensitive Carotissinussyndrom geschlossen werden kann. Ein Schrittmacher sollte nur dann implantiert werden, wenn wiederholt eindeutige Synkopen beobachtet wurden, die auch nach umfangreichen Untersuchungen nicht auf andere Ursachen zurückgeführt werden können.

Abstract

Following carotid sinus stimulation a hyperactive reflex with ventricular asystole of more than 3 seconds was found in 9 out of 40 asymptomatic patients aged more than 60 years. Results varied considerably between different investigators and different investigation days. Over a period of two years patients with hyperactive reflex did not have a worse prognosis than patients with normal reflex response. Symptoms indicating hypersensitive carotid sinus syndrome had not been observed in a single case. The frequent occurrence of hyperactive carotid sinus reflex and its favourable prognosis and the similarly frequent occurrence of vertiginous attacks due to numerous reasons, in the older age group, do not readily allow for a diagnosis of the hypersensitive carotis sinus syndrome, even when both symptoms occur at the same time. Pacemaker implantation should only be considered when repeated syncope has occurred which cannot be attributed to other causes despite extensive investigations.