Dtsch Med Wochenschr 1981; 106(36): 1143-1147
DOI: 10.1055/s-2008-1070471
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwimmkapseln mit langsamer Wirkstoffabgabe: Eine neue orale Darreichungsform von Medikamenten

A floating capsule with slow release of drugs: a new method of oral drug medicationS. A. Müller-Lissner, N. Will, W. Müller-Duysing, F. Heinzel, A. L. Blum
  • Medizinische Klinik und Nuklearmedizinische Klinik des Stadtspitals Triemli, Zürich
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Publication Date:
26 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Das Prinzip einer neuen Retardform von Diazepam beruht auf einer langsamen Abgabe der Wirksubstanz in das gastrointestinale Lumen von einer auf dem Magensaft schwimmenden Kapsel. Die Eigenschaften der Kapsel wurden an zehn gesunden Freiwilligen mit Hilfe einer Gamma-Kamera untersucht. Eine Markierung mit verschiedenen Gammastrahlern und einem Betastrahler ermöglicht die getrennte Beurteilbarkeit von Schwimmfähigkeit und Aufenthaltsdauer der Kapsel im Magen, Entleerung der Probemahlzeit aus dem Magen und Desmethylierungsrate des Diazepams durch die Leber. Die Kapsel schwimmt, solange sie im Magen ist, auf dem Mageninhalt und wird anscheinend unzerkleinert entleert. Die Aufenthaltsdauer im Magen nach einer fett- und eiweißhaltigen Probemahlzeit beträgt 4-10 Stunden und ist unabhängig von der Geschwindigkeit der Entleerung der Probemahlzeit aus dem Magen. Die Desmethylierungsrate des Diazepams zeigt zwischen der vierten und sechsten Stunde nach Einnahme ein Maximum und ist bis zur 22. Stunde etwa konstant. Nach Einnahme der üblichen galenischen Zubereitung liegt das Maximum der Desmethylierung innerhalb der ersten zwei Stunden. Bei morgendlicher Einnahme treten Sedationseffekte häufiger mit der üblichen Zubereitung als mit der Schwimmkapsel auf. Deshalb bietet die Schwimmkapsel Vorteile bei der medikamentösen Dauerbehandlung mit möglichst konstanten Wirkstoffkonzentrationen.

Abstract

The principle of a new delayed-effect form of diazepam consists of the slow release of the drug into the gastrointestinal tract from a capsule floating on the gastric juice. The properties of the capsule were tested on ten healthy volunteers, using a gamma-camera. Marking with one beta and different gamma rays made it possible to observe separately the floating capacity and length of time the capsule remained in the stomach, emptying of a test meal from the stomach, and rate of demethylation by the liver. As long as the capsule remains in the stomach it floats on top of the gastric contents and is apparently passed on unchanged. After a fat and protein-containing test meal it remains in the stomach for 4-10 hours, independent of the rate of emptying of the test meal. Demethylation rate of diazepam reaches a maximum during the fourth and sixth hour, then remaining nearly constant for up to the 22nd hour. After intake of the usual galenic preparation, however, demethylation rate is maximal during the first two hours. If taken in the morning, the sedative effect occurs more frequently with the usual preparation than the capsule. The latter thus has the advantage of fairly constant drug effect during long-term administration.

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