Hypospadie im Erwachsenenalter

Zusammenfassung

Die Hypospadie darf nicht nur als ein angeborener lokaler Defekt in der Entwicklung der Harnröhre angesehen werden, die Problematik reicht vielmehr über die lokale Mißbildung hinaus bis in die körperliche und geistige Entwicklung des davon betroffenen Patienten. Es wäre auch falsch, die Problematik der Hypospadie mit der operativen Korrektur als abgeschlossen zu betrachten, da sich vor allem mit der Geschlechtsreife, zum Teil aber auch später, Veränderungen in der allgemeinen, speziell aber auch der sexuellen Entwicklung einstellen können, welche dann für den „Hypospadieträger” eine schwere Belastung darstellen. Die Besprechung von Hypospadieproblemen im Erwachsenenalter umfaßt deshalb einen Themenkreis, der weit über die operative Korrektur hinaus in das Gebiet der Harnentleerung, Fertilität und Sexualität und damit bis in weitverzweigte physische und psychische Probleme hineinreicht. Vor allem gilt es, die Frage zu klären, welche Lebensqualität ein Hypospadiepatient, dessen kongenitale Mißbildung im Kindesalter korrigiert wurde, im weiteren Leben hat.

Folgende Punkte, welche die speziellen Lebensumstände nach einer Hypospadieoperation aufzeigen, erscheinen diskussionswürdig:

1. Die körperlich-physische Situation, welche die Erektionsfähigkeit, die Miktion, die Fertilität, die Kosmetik des äußeren Genitales und allfällige Folgen kombinierter Mißbildungen umfassen und

2. die psychische Situation, welche in das Sexualleben, in die Partnerschaft und in das Berufsleben reicht.

Nur wenige Kliniken, die sich mit der primären Korrektur von Hypospadien im Kindesalter beschäftigen, haben ein größeres Krankengut bis ins Erwachsenenalter kontrolliert. Aus diesen Gründen erschien es uns notwendig, die in der Literatur angegebenen Erfahrungen soweit als möglich zu sammeln und mit den eigenen Beobachtungen zu kombinieren, um daraus entsprechende Schlußfolgerungen abzuleiten.

Summary

Hypospadias should not be considered as a congenital local defect only in the development of the urethra; the problem extends beyond the local malformation to the physical and intellectual development of the patient. It would also be incorrect to regard the problem of hypospadias as settled if the operative correction is performed, since mostly with puberty, but partly also later, changes may occur in general but particularly also in sexual development, placing a difficult burden on the hypospadias sufferer. The discussion of hypospadias problems in adults therefore embraces a subject that reaches far beyond operative correction into areas of miction, fertility and sexuality and therefore represents a wide complex of physical and mental problems.

Above all, the question should be examined what quality of life a hypospadias patient can expect in the future after correction of this congenital malformation in infancy.

The following factors describing the special circumstances of living after hypospadias operation, appear to be worthy of discussion:

1. The physical situation which includes the ability of erection, miction, fertility, the cosmetic aspect of the outer genital organ and potential consequences of combined malformations.

2. The mental or "psychic" situation, which reaches into sexual life, partnership and profession.

Only a few clinical departments concerned with the primary correction of hypospadias in infancy have controlled a group of patients up to adult age. For these reasons we considered it necessary to collect as far as possible the experiences mentioned in the literature and to combine them with our own observations to arrive at corresponding conclusions.

Schlüsselwörter:

Hypospadie - Erektion - Fertilität - Sexualität

Key words:

Hypospadias - Erection - Fertility - Sexuality