Phlebologie 2017; 46(04): 209-213
DOI: 10.12687/phleb2365-3-2017
Geriatrie in der Phlebologie: Übersichtsarbeit
Schattauer GmbH

Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden im Pflegeheim

– ein noch nicht ausgeschöpftes PotenzialProviding care for people with chronic wounds in nursing home settings– an unexploited potential
C. Hampel-Kalthoff
Further Information

Publication History

Eingereicht: 22 March 2017

Angenommen: 10 April 2017

Publication Date:
12 October 2017 (online)

Zusammenfassung

Als Setting bietet das Pflegeheim für eine hochwertige Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden im Grunde ein förderliches Umfeld. Betreuungsdichte, Voraussetzungen für hygienische Verbandswechsel und Ansatzpunkte für interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit bieten gute Voraussetzungen. Gleichzeitig ist das Setting Pflegeheim gekennzeichnet von besonderen Herausforderungen: Häufige Multimorbidität und vor allem Demenzerkrankungen unter den Bewohnern, aber auch fehlende spezielle Kompetenzen im Personal, vor allem aber häufig fehlende Konzepte in den Einrichtungen sind Gründe, warum bei Pflegevisiten oft Fehl- oder Unterversorgungen zu beobachten sind. Die im Alltag zu beobachtenden Strategien unter diesen Rahmenbedingungen bleiben meist Einzelaktionen. Hierzu zählt u.a. das Hinzuziehen von Homecare-Anbietern als Berater, die sich aber durch den Verkauf von Pflegeprodukten finanzieren müssen, und somit eher zur Fokussierung auf Materialien, insbesondere Verbandsmittel, beitragen als die Versorgungsstrukturen und -prozesse insgesamt zu betrachten. Zu den zu beobachtenden Strategien zählen auch Krankenhauseinweisungen oder Versuche von Mitarbeitern der Kostenträger externe Interventionen zu initiieren. In der Regel sind diese Strategien nur begrenzt erfolgreich, weil sie Strukturen und Prozesse nicht beeinflussen, und weil sie Strategien individueller Akteure sind, jedoch nicht auf Konsens und Kooperation aller Beteiligten basieren.

Für eine Verbesserung der Versorgungsqualität bei Menschen mit chronischen Wunden im Pflegeheim sind aber hausinterne und interprofessionelle Konzepte erforderlich, die den Blick auf die Strukturen und Prozesse, auf Qualifikationen, Verantwortlichkeiten und Abläufe richten. Diese Konzepte sollten von Heimleitungen, Pflegefachkräften im Haus, Ärzten und externen pflegerischen Fachexperten für die Versorgung von Menschen gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden. Die Konzepte sollten inhaltlich Qualifikationen, Zuständigkeiten und einheitliche Abläufe vorsehen und bei Bedarf die vertragliche geregelte Hinzuziehung eines unabhängigen pflegerischen Fachexperten ermöglichen, der die Pflegefachkräfte im Hause unterstützen kann.

Summary

In principle, a nursing home is a setting conducive to high quality care for people with chronic wounds. However, limitations lie in lack of qualified personnel available, lack of time available to qualified personnel and lack of clear and defined structures concerning competences, responsibilities and procedures in this field. High prevalence of multi-morbidity and dementia makes care for people with chronic wounds even more demanding. In response, parties involved try out a variety of strategies, including calling in of homecare services dependent on selling care products, seeking hospital admission for residents with exacerbated wound status or intervening from without by health funds in case of highcost cases. Usually these strategies are not very successful.

To improve quality of care in this area a comprehensive, inter-professional and conceptual approach is necessary. Such a conceptual approach concerns staff and its qualifications, structures and procedures within the nursing home and collaborations with external experts to sup-port personnel in nursing homes. Care for people with chronic wounds should be a distinctive feature of any quality management in nursing homes.