TY - JOUR AU - Meybohm, Patrick; Kohlhof, Hendrik; Wirtz, Dieter Christian; Marzi, Ingo; Füllenbach, Christoph; Choorapoikayil, Suma; Wittmann, Maria; Marschall, Ursula; Thoma, Josef; Schwendner, Klaus; Stark, Patrick; Raadts, Ansgar; Friedrich, Jens; Weigt, Henry; Friederich, Patrick; Huber, Josef; Gutjahr, Martin; Schmitt, Elke; Zacharowski, Kai TI - Präoperative Anämie in der Hüft- und Kniegelenkendoprothetik SN - 1864-6697 SN - 1864-6743 PY - 2020 JO - Z Orthop Unfall JF - Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie LA - DE VL - 158 IS - 02 SP - 194 EP - 200 ET - 2019/09/18 DA - 2020/04/08 KW - Anämie KW - Blutverlust KW - Bluttransfusion KW - Orthopädie AB - Einleitung Präoperativ liegt bei etwa jedem 3. Patienten eine nicht therapierte Anämie vor, die wiederum im Kontext eines chirurgischen Eingriffs mit einem erhöhten Transfusionsbedarf von allogenen Erythrozytenkonzentraten (EK) sowie Komplikationen einhergeht. In der vorliegenden Arbeit soll die Prävalenz einer prä- und postoperativen Anämie und deren Einfluss auf den Transfusionsbedarf von EK, Krankenhausverweildauer sowie Krankenhaussterblichkeit in der primären Hüft- und Kniegelenkendoprothetik analysiert werden.Methoden Basierend auf einem anonymisierten Register wurden von Januar 2012 bis September 2018 378 069 erwachsene stationäre Patienten aus 13 deutschen Krankenhäusern analysiert, von denen n = 10 017 Patienten eine Hüft- und Kniegelenkprimärimplantation hatten. Der primäre Endpunkt war die Inzidenz einer präoperativen Anämie, die über den 1. präoperativ verfügbaren Hämoglobinwert entsprechend der WHO-Definition analysiert wurde. Zu den sekundären Endpunkten zählte die Krankenhausverweildauer, Anzahl Patienten mit EK-Transfusion, Inzidenz einer postoperativen krankenhauserworbenen Anämie, Anzahl verstorbener Patienten sowie verschiedene postoperative Komplikationen.Ergebnisse Die präoperative Anämierate betrug bei elektiver Kniegelenkendoprothetik 14,8%, bei elektiver Hüftgelenkendoprothetik 22,9% und bei Duokopfprothesenimplantation sogar 45,0%. Eine präoperative Anämie führte zu einer signifikant höheren EK-Transfusionsrate (Kniegelenkprothese: 8,3 vs. 1,8%; Hüftgelenksprothese: 34,5 vs. 8,1%; Duokopfprothese: 42,3 vs. 17,4%) sowie einem erhöhten EK-Verbrauch (Kniegelenk: 256 ± 107 vs. 29 ± 5 EK/1000 Patienten; Hüftgelenk: 929 ± 60 vs. 190 ± 16 EK/1000 Patienten; Duokopfprothese: 1411 ± 98 vs. 453 ± 42). Im Gesamtkollektiv war eine präoperative Anämie gegenüber nicht anämischen Patienten mit einer verlängerten Krankenhausverweildauer (12,0 [10,0; 17,0] d vs. 11,0 [9,0; 13,0] d; p < 0,001) sowie einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert (5,5% [4,6 – 6,5%] vs. 0,9% [0,7% – 1,2%]; Fisher p < 0,001). Bei Patienten mit einem Alter von 80 Jahren und höher war die Inzidenz einer präoperativen Anämie und damit die Transfusionsrate nahezu doppelt so hoch wie bei den unter 80-Jährigen.Zusammenfassung Eine präoperative Anämie kommt bei Knie- und Hüftgelenkprimärimplantation häufig vor und ist mit einem relevant erhöhten EK-Verbrauch assoziiert. Vor diesem Hintergrund könnte sich in der Zukunft vor allem in der elektiven orthopädischen Chirurgie ein relevantes Potenzial ergeben, im Sinne von Patient Blood Management die elektiven Patienten besser vorzubereiten, um unnötige Transfusionen zu vermeiden und so die wertvolle Ressource Blut zu schonen. PB - Georg Thieme Verlag KG DO - 10.1055/a-0974-4115 UR - http://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0974-4115 ER -