TY - JOUR AU - Schleidgen, Sebastian; Thiersch, Sandra; Wuerstlein, Rachel; Marckmann, Georg TI - Wie erleben Patientinnen individualisierte Medizin? Eine qualitative Interviewstudie zum Beispiel der Genexpressionsanalysen bei der Mammakarzinombehandlung SN - 0016-5751 SN - 1438-8804 PY - 2017 JO - Geburtshilfe Frauenheilkd JF - Geburtshilfe und Frauenheilkunde LA - DE VL - 77 IS - 09 SP - 984 EP - 992 DA - 2017/09/25 KW - gemeinsame Entscheidungsfindung KW - Genexpressionsanalyse KW - medizinischer Nutzen KW - molekulargenetische Individualisierung AB - Einleitung Die mit der sogenannten individualisierten Medizin verbundenen Hoffnungen und Erwartungen sind seit einigen Jahren ebenso Gegenstand intensiver Debatten wie ihr medizinisches Potenzial. Prominent ist in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Nutzen von Genexpressionsanalysen zur Entscheidung über adjuvante Systemtherapieoptionen bei Mammakarzinompatientinnen. Zwar gibt es eine Reihe empirischer Untersuchungen zum Einfluss der Ergebnisse von Genexpressionstests auf ärztliche Therapieentscheidungen sowie möglicherweise auftretende Entscheidungskonflikte bei Patienten. Kaum erforscht wurde bislang allerdings, wie Patienten solche Ansätze wahrnehmen, wie sie sich in entsprechende Therapieentscheidungen einbezogen fühlen und welche Erwartungen sie mit solchen Ansätzen verbinden.Material und Methoden Vor diesem Hintergrund wurde anhand qualitativ-explorativer Interviews das Verständnis von Brustkrebspatientinnen über individualisierte Behandlungsansätze sowie ihre Erlebnisse und Erwartungen in Bezug auf die Durchführung von Genexpressionsanalysen untersucht. Die Stichprobe bestand aus 8 Patientinnen, bei denen zwischen 2013 und 2014 ein primäres, hormonrezeptorpositives, HER-2-negatives Mammakarzinom festgestellt wurde und die sich im Rahmen ihrer adjuvanten Therapieplanung einer Genexpressionsanalyse unterzogen hatten.Ergebnisse Dabei zeigte sich eine durchaus realistische Auffassung der Möglichkeiten von Genexpressionanalysen, auch wenn deutlich wurde, dass das Behandlungskonzept auch falsche Hoffnungen wecken kann. Die Aussagen der Interviewpartnerinnen verdeutlichten darüber hinaus die Notwendigkeit, Möglichkeiten und Grenzen gemeinsamer Entscheidungsfindung in komplexen medizinischen Zusammenhängen wie der molekulargenetisch-individualisierten Medizin weiter auszuloten. Und schließlich zeigte sich in den Interviews die Hoffnung auf eine im umfassenden Sinne individualisierte Behandlung.Schlussfolgerung Damit verdeutlichen die Ergebnisse der Studie die Herausforderung, angesichts stetig zunehmender Möglichkeiten molekulargenetischer Individualisierung auch die psychosozialen Aspekte medizinischer Behandlung angemessen zu berücksichtigen. PB - Georg Thieme Verlag KG DO - 10.1055/s-0043-115396 UR - http://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0043-115396 ER -