TY - JOUR AU - Ursin, Frank; Steger, Florian TI - Gallensteine und „Leberverstopfung“ in den medizinischen Fachschriften der Antike TT - Gallstones and “liver obstruction” in medical texts of antiquity SN - 0044-2771 SN - 1439-7803 PY - 2018 JO - Z Gastroenterol JF - Zeitschrift für Gastroenterologie LA - DE VL - 56 IS - 03 SP - 249 EP - 254 DA - 2018/03/12 KW - Gallensteine KW - Medizingeschichte KW - Antike Medizin KW - Aristoteles KW - Galen von Pergamon AB - Einleitung Gallensteine werden in den medizinischen Fachschriften der Antike selten erwähnt. Der Arzt Alexander von Tralleis nennt erstmals Steine in der Gallenblase als mögliche Ursache für einen obstruktiven Ikterus. Diese Nennung findet sich in seinem Lehrbuch der Heilkunde unter der Überschrift „Leberverstopfung“. Ausgehend von dieser Beobachtung beschreiben wir die antike Geschichte der Leberverstopfung und untersuchen den Zusammenhang mit der seltenen Erwähnung von Gallensteinen in den medizinischen Fachschriften der Antike.Methoden In einem ersten Schritt haben wir die seit 1900 erschienene medizinhistorische Forschungsliteratur zu Gallensteinen und Leberverstopfung in der Antike ausgewertet. Die dadurch ermittelten antiken Originaltexte haben wir hinsichtlich Ätiologie, Diagnostik und Therapie analysiert. In einem zweiten Schritt haben wir mit einer kombinierten Stichwortsuche in griechischen und lateinischen Textdatenbanken weitere Originaltexte gesucht. Mit den Ergebnissen haben wir die aus der Forschungsliteratur bekannten Erwähnungen von Gallensteinen und Leberverstopfung auf ihre Vollständigkeit hin überprüft.Ergebnisse Es sind zwei Erwähnungen von Steinen in Leber und Gallenblase belegbar: Aristoteles beschreibt wahrscheinlich Steine in der Leber geschlachteter Opfertiere und der spätantike Arzt Alexander von Tralleis in der Gallenblase eines Menschen. Die mechanische Obstruktion der Gallenwege als Ursache für einen Ikterus ist seit Diokles von Karystos (4. Jh. v. Chr.) bekannt. Das Krankheitsbild einer Leberverstopfung beschreibt erstmals Galen von Pergamon (2. Jh. n. Chr.). Er führte es auf die Koagulation der gelben Galle zurück, eines der vier Säfte der antiken Humoralpathologie.Schlussfolgerung Obwohl Gallensteine selten genannt wurden, war den antiken Autoren medizinischer Fachschriften das klinische Bild von Gallensteinleiden bekannt und wurde als Leberverstopfung bezeichnet. PB - © Georg Thieme Verlag KG DO - 10.1055/s-0043-120349 UR - http://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0043-120349 ER -