Aktuelle Neurologie 2009; 36: S227
DOI: 10.1055/s-0029-1220402
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interferon β-1b in der Therapie der Multiplen Sklerose: Erfahrungen, Innovationen und Zukunftsoptionen

Interferon β-1b in Therapy of Multiple Sclerosis: Experience, Innovation and Options for FutureR.  Gold1 , R.  Linker1
  • 1Neurologische Klinik, St. Josefs-Hospital, Ruhr-Universität Bochum
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Publication Date:
02 September 2009 (online)

Wir blicken zurück auf 14 Jahre Interferon β als zugelassene Therapie der Multiplen Sklerose (MS) und auf mehr als 17 Jahre Einsatz von Interferon β-1b im Rahmen von Therapiestudien. Deshalb verfügen wir über ein sehr gutes Wissen zur Langzeitverträglichkeit und den typischen Einsatzbedingungen von Interferon β bei schubförmiger MS und in Frühphasen der Erkrankung. Wie aber sieht die Situation im klinischen Alltag aus? Hier treffen wir oft auf Spezialfälle und besondere klinische Rahmenbedingungen, die aufgrund ihrer Seltenheit nicht systematisch untersucht werden.

Dieses Sonderheft zielt darauf ab, neben klassischen Indikationen für Interferon β bei der MS auch Fälle zu illustrieren, bei denen nach sorgfältiger Überlegung und klinisch-wissenschaftlicher Analyse Interferon-β-Präparate mit gutem therapeutischem Erfolg eingesetzt werden können. Dazu gehören die kindliche MS ebenso wie besondere Lebenssituationen mit Kinderwunsch. Patienten mit großen, tumorverdächtigen MS-Läsionen können in Einzelfällen genauso erfolgreich stabilisiert werden wie Patienten nach Plasmapherese bei schweren MS-Schüben. Auch wenn systematische Studien bisher fehlen, zeigt die Erfahrung einzelner Patienten, dass sich auch frühe kognitive Störungen bei MS durch eine konsequente Immuntherapie gut behandeln lassen.

Die Euphorie der letzten Jahre, dass die Basistherapeutika, also Interferon-β-Präparate und Glatiramerazetat, bei MS bald durch wesentlich aktivere und gleichsam verträgliche Medikamente ersetzt werden, kehrte durch schwere und z. T. sogar tödliche Nebenwirkungen moderner Therapeutika rasch auf den Boden der Tatsachen zurück. Möglicherweise stellen innovative Kombinationen mit Interferon β als Bestandteil eine ebenso wirksame und gleichzeitig sicherere Alternative dar. Wir hoffen, dass die Leser hier viele hilfreiche Beispiele für den klinischen Alltag finden.

Prof. Dr. med. Ralf Gold

Neurologische Klinik
St. Josefs-Hospital
Ruhr-Universität Bochum

Gudrunstr. 56

44791 Bochum

Email: ralf.gold@ruhr-uni-bochum.de

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