Ultraschall Med 2018; 39(S 01): S8-S9
DOI: 10.1055/s-0038-1670385
Posterpräsentationen
P 02 Gynäkologie/Geburtshilfe: Fr. 16.11. 11:00 – 12:30
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Veränderung im ANXA5 Promotor-Gen mit rezidivierenden massiven Retardierungen in Schwangerschaften und mögliche Therapieoptionen

M Delius
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
N Rogenhofer
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
A Kleinhempel
2   Institut für Laboratoriumsmedizin/1 – 2 Klinikum der Universität München, LMU München
,
U Hasbargen
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
S Mahner
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
,
C Hübener
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 October 2018 (online)

 

Einführung:

Ein erhöhtes Risiko für rezidivierende Spontanaborte ist bei maternaler oder paternaler Trägerschaft des M2/ANXA Haplotyps beschrieben. Studienergebnisse weisen darauf hin, dass in diesen Fällen eine Therapie mit niedermolakularen Heparinen vorteilhaft ist (Rogenhofer et al. 2016).

Patienten und Methode:

Vorgestellt wird eine 32-j. afghanische, nicht konsanguine Patientin nach 3 Schwangerschaften. Die erste Schwangerschaft hatte die Patientin 2014 mit dem IUFT eines retardierten Feten in der 21. SSW verloren. Die zweite Schwangerschaft endete 2016 mit einem IUFT bei 27+1 SSW bei einem ebenfalls schwer retardiertem Feten (480 g). Die Patientin stellte sich erstmalig in der 23. SSW mit bereits deutlicher Retardierung und pathologischem Doppler A. umbilicalis vor. Nach ausführlichen interdisziplinären Gesprächen mit dem Ehepaar und den Kollegen der Neonatologie wurde ein exspektatives Vorgehen mit ambulanten Kontrollen vereinbart; bei 26+6 SSW zeigte sich eine negative A-Welle im Ductus venosus, bei geschätzten 470 g des Kindes. Eine RDS-Prophylaxe wurde begonnen, die Entbindung für den nächsten Tag geplant. Am folgenden Tag wurde der IUFT des Feten festgestellt. In keiner der Schwangerschaften hatte die Patientin frühzeitig ASS erhalten.

In und nach der 2. Schwangerschaft erfolgte eine erweiterte Abklärung: TORCH neg., Pathologie: hypotropher Fet, keine Fehlbildungen, ausgedehnte Plazentainfarkte (> 70%); Abklärung RSA Labor: Gerinnung unauffällig, kein Lupus, Schilddrüse unauffällig, MTHFR und Prothrombin: keine Mutation, ANXA5-Promotor Haplotyp: heterozygote Trägerin des M1-Haplotyps im Promotorbereich des ANXA5-Gens sowie heterozygoter Trägerin des 19G>A-Austauschs; Bei dem Ehemann wurde exakt die gleiche Konstellation des ANXA5-Promotor Haplotyps gefunden. In der 3. komplikationslosen Schwangerschaft wurde die Patientin 2017 per pimärer Sectio 39+0 SSW bei BEL von einem männlichen Feten mit 2840 g entbunden. Die Pat. hatte ASS 100 mg und Clexane 40 ab positiver Herzaktion sowie Pentaeritrithyltetranitrat (PETN) als individuellen Heilversuch ab 22+2 SSW 50 mg tgl. bis 36+6 SSW erhalten.

Schlussfolgerung:

Die hier bei beiden Eltern vorliegende Konstellation des ANXA5-Promotor Haplotyps ist so bisher nicht in der Literatur beschrieben worden. Die vorgestellte Kasuistik lässt jedoch vermuten, dass es sich hier um eine besondere Mutation mit pathologischer Bedeutung und therapeutischer Konsequenz handelt.