Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S185-S186
DOI: 10.1055/s-0040-1717534
Poster
DKOU20-861 Allgemeine Themen>24. Versorgungsforschung - Telemedizin

Dauer der Behandlung in Notaufnahmen in Abhängigkeit der Stufe der Notfallversorgung

R Otto
*   = präsentierender Autor
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, AG Register- und Versorgungsforschung in der Notfallmedizin, Magdeburg
,
F Greiner
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, AG Register- und Versorgungsforschung in der Notfallmedizin, Magdeburg
,
W Schirrmeister
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, AG Register- und Versorgungsforschung in der Notfallmedizin, Magdeburg
,
S Drynda
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, AG Register- und Versorgungsforschung in der Notfallmedizin, Magdeburg
,
D Brammen
2   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Magdeburg
,
F Walcher
3   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Magdeburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Seit 2018 wird durch Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses die Notfallversorgung in Krankenhäusern hinsichtlich Art und Umfang in 3 Stufen gegliedert: Basisnotfallversorgung (BNV), erweiterte Notfallversorgung (ENV) und umfassende Notfallversorgung (UNV). Im AKTIN-NotaufnahmeRegister werden Routinedaten der Patientenversorgung erhoben und für Forschung und Qualitätssicherung zugänglich gemacht.

Ziel der Untersuchung war, die 10 häufigsten Vorstellungsgründe in den Notaufnahmen der AKTIN-Kliniken hinsichtlich der Zeit vom Arztkontakt bis zur Verlegung (stationäre Aufnahme) zwischen den einzelnen Versorgungstufen zu vergleichen. Als Ausgangspunkt der Analyse diente der kodierte Vorstellungsgrund gemäß CEDIS-Liste.

Methodik: Basis für diese Untersuchung waren fallbezogene Routinedaten aus dem NotaufnahmeRegister (01/2019 - 09/2019). Ausgewertet wurden Stufe der Notfallversorgung, CEDIS-Code, Zeitpunkt vom erstem Arztkontakt und Beendigung der Behandlung in der Notaufnahme bei stationärer Aufnahme.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es lagen 260.302 gültige Datensätze aus 15 Kliniken vor. Die zehn häufigsten CEDIS-Vorstellungsgründe und ihre jeweilige stationäre Aufnahmequote (AQ) sind in Tab.1 dargestellt.

Tab. 1

Vorstellungsgrund nach Stufe der Notfallversorgung und jeweiliger stationärer Aufnahmequote

Relative Haufigkeit gesamt (%)

Relative Haufigkeit (rH%)nach Stufe der Notfallversorg ung/stationare Aufnahmequot e(AQ %)

Vorstellungsgr

n=260.302

BNV n=12.970

BNV

ENV n=121,312

ENV

UNV n=126.020

UNV

rH

rH

AQ

rH

AQ

rH

AQ

Bauchschmerz (251)

5,2

9,3

47,7

4,8

51,2

5,1

49,1

Verletzung obere Extremitat (555)

4,1

11,0

10,1

3,4

15,4

3,9

12,4

Schmerzen untere Extremitat (557)

3,8

2,4

17,4

3,4

21,9

4,3

16,8

Verletzung obere Extremitat (557)

3,6

14,1

14,4

3,1

19,0

3,0

22,2

Schmerzen untere Extremitat (554)

3,6

1,2

9,3

2,8

14,4

4,7

13,9

Ruckenschmer z (551)

2,5

4,7

26,7

2,3

33,7

2,4

29,2

Luftnot (651)

2,5

3,4

79,6

2,6

76,0

2,4

70,4

Riss-/Quetsch-/

Schnitt-/Stichw unde (704)

2,4

5,7

4,4

2,2

7,1

2,3

14,6

Brustschmerz

(kardial) (003)

2,3

1,7

34,2

1,8

56,2

2,9

55,8

Schlaganfallsy

mptomatik (409)

2,0

0,2

94,7

1,5

79,6

2,8

81,9

Ohne Angabe

35,3

0,2

17,2

44,0

41,7

30,5

20,7

Die Häufigkeitsverteilung der einzelnen Vorstellungsgründe unterscheidet sich kaum in den Stufen der Notfallversorgung. Lediglich Verletzungen der oberen/unteren Extremitäten kommen prozentual häufiger in BNV vor. Es gibt einen leichten Anstieg der Prozente vom BNV zum UNV bei Schlaganfallsymptomatik bzw. kardialem Brustschmerz. Patienten mit kardialem Brustschmerz werden häufiger in erweiterten und umfassenden Notfallversorgern stationär aufgenommen als beim Basisnotfallversorger (55,8 %/56,2 % vs. 34,2 %).

Tab.2 gibt die Zeit zwischen Arztkontakt und stationärer Aufnahme des Patienten an. Diese unterscheidet sich signifikant bei den Vorstellungsgründen Bauchschmerz, Verletzung untere Extremität, Luftnot sowie Brustschmerz kardial und Schlaganfallsymptomatik.

Tab. 2 Zeit von Arztkontakt bis stationärer Aufnahme

Vorstellungsgrund

(CEDIS-Code)

BNV (min) ± SD

ENV (min) ± SD

UNV (min) ± SD

Bauchschmerz (251)

158 ± 87***

209 ± 181***

265 ± 207***

Verletzung obere Extremität

(556)

151 ± 96

178 ± 166

177 ± 148

Verletzung untere Extremität

(557)

162 ± 91***

196 ± 161***

178 ± 116

Schmerzen untere Extremität

(555)

162 ± 98

167 ± 105

187 ± 141

Schmerzen obere Extremität

(554)

169 ± 113

165 ± 120

175 ± 149

Luftnot (651)

163 ± 101***

192 ± 140***

282 ± 217***

Brustschmerz (kardial) (003)

153 ± 126ʹ’

268 ± 227ʹ’

285 ± 229ʹ’

Rückenschmerz (551)

158 ± 85

196 ± 155

199 ± 163

Riss-/Quetsch-/Schnitt-/

Stichwunde (704)

136 ± 62

197 ± 217

173 ± 125

Schlaganfallsymptomatik (409)

25

166 ± 120***

225 ± 196***

Alle Fälle

102 ± 91***

155 ± 137***

197 ± 182***

Stat. Aufnahme

153 ± 93***

198 ± 157***

239 ± 195***

Amb. Behandlung

82 ± 81***

124 ± 111***

169 ± 173***

* p < 0,05, ** p < 0,01, *** p < 0,001, ‘‘ p < 0,001 (nur BNV

vs. ENV/UNV)

Bei den 10 häufigsten Vorstellungsgründen der Behandlungsfälle des NotaufnahmeRegisters zeigen sich keine relevanten Unterschiede zwischen den einzelnen Notfallversorgungsstufen. In den größeren Zentren werden Patienten mit Brustschmerz oder Schlaganfallsymptomatik häufiger behandelt und stationär aufgenommen. Die Zeit zwischen Arztkontakt und stationärer Aufnahme verlängert sich mit Höhe der Stufe. Gründe hierfür könnten sein, dass in Kliniken mit erweiterter oder umfassender Notfallversorgung die tendenziell schwereren Fälle eine umfangreichere Diagnostik erfordern. Weitere Erklärung ist eine andere Ausstattung dieser Häuser, z.B. mit einer integrierten Beobachtungsstation.

In unseren Analysen konnten wir das unterschiedliche Aufgabenspektrum gemäß Stufung der Notfallversorgung reproduzieren. Zukünftig sollten insbesondere die Auswirkungen der normativen Vorgaben des GBA-Beschlusses auf die Versorgungsqualität adressiert werden.

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Article published online:
15 October 2020

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