Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 719
DOI: 10.1055/s-0041-1732183
Donnerstag 23.09.2021
Vorträge

Prädiktion von Arbeitsausfällen und vorzeitiger Erwerbsaufgabe durch depressive Symptomatik

U Rose
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Fachgruppe Mentale Gesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit, Berlin, Deutschland
,
H Burr
1   Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Fachgruppe Mentale Gesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit, Berlin, Deutschland
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Einleitung Berichte zu AU-Tagen wegen psychischer Störungen und Statistiken zur Erwerbsminderungsrente werden häufig als Belege für die sozialrechtliche Relevanz der psychischen Gesundheit genutzt. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit Merkmale der psychischen Gesundheit spätere Erwerbsausfälle prädizieren.

Methoden Die Stichprobenbasis ist eine Kohorte von 2640 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in der Ersterhebung 2011/12 mittels des Patient-Health Questionnaire (PHQ) zur depressiven Symptomatik und in der Folgeerhebung 2017 mittels eines computergestützten Interviews zur vorausgehenden Erwerbsbiografie zwischen den Erhebungen befragt wurden. Die Skalenwerte wurden für den PHQ dreifach (Score <5, 5-9, >9) gestuft. Arbeitsausfälle und vorzeitige Erwerbsaufgabe wurden auf Basis von Arbeitslosigkeit, Langzeit-AU sowie Eintritt in die Erwerbsminderungsrente ermittelt. Die Prädiktionsanalysen erfolgten auf Grundlage logistischer Regression.

Ergebnisse 35% der Erwerbstätigen erlebten eine Ausfallzeit von ≥1 Monat. Im Vergleich zur untersten Referenzstufe erhöhte sich das Risiko für einen Ausfall bei einer leichteren depressiven Symptomatik bei Männern um den Faktor OR= 1,5 (95% KI:1,1 -2,0) und OR= 1,4 (95% KI:1,0 -1,8) bei Frauen. Bei einer mittleren oder schwereren Ausprägung stieg das OR bei Männern auf OR= 3,7 (95% KI: 2,2 - 6,2) und bei Frauen auf OR =1,8 (95% KI: 1,2 – 2,7).

Fazit Bereits eine leichtere depressive Symptomatik ist für Erwerbsausfälle in einem Zeitraum von fünf Jahren prädiktiv.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. September 2021

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