Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 724
DOI: 10.1055/s-0041-1732200
Donnerstag 23.09.2021
Vorträge

Gründe für die Ablehnung behördlicher Infektionsschutzmaßnahmen und Empfehlungen während der COVID-19-Pandemie. Eine qualitative Untersuchung von Social-Media-Beiträgen

D Wahidie
1   Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
,
Y Yılmaz-Aslan
1   Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
2   Universität Bielefeld, Epidemiologie und International Public Health, Bielefeld, Deutschland
3   Universität Bielefeld, Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft, Bielefeld, Deutschland
,
S Ölcer
1   Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
,
T Aksakal
1   Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
2   Universität Bielefeld, Epidemiologie und International Public Health, Bielefeld, Deutschland
,
P Brzoska
1   Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Witten, Deutschland
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Einleitung Zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie wurden durch Bund und Länder unterschiedliche Schutzmaßnahmen eingeführt. Während große Teile der Bevölkerung diesen teils restriktiven Maßnahmen nachkommen, gibt es auch zahlreiche Personen, die behördlichen Verordnungen nicht folgen, indem sie beispielsweise empfohlene Kontaktbeschränkungen missachten. Ziel der vorliegenden Studie war es, auf der Grundlage von Social-Media-Beiträgen die Gründe für die Ablehnung behördlicher Empfehlungen und Maßnahmen in der ersten Welle der Pandemie zu untersuchen.

Methoden Die Einstellungen und Überzeugungen der Social-Media-Nutzer/innen hinsichtlich implementierter Infektionsschutzmaßnahmen wurden auf Basis von Beiträgen aus drei sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter und Youtube-Kommentare) ermittelt. Die Postings, die die Nutzer/innen im Zeitraum vom 2. März bis zum 18. April 2020 veröffentlicht hatten, wurden mittels qualitativer Dokumenten- und Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse Es konnten 6 Hauptkategorien und 4 Unterkategorien identifiziert werden: Fehlinformationen der sozialen Medien (Verharmlosung und Zweifel an der Wirksamkeit empfohlener Maßnahmen), Misstrauen, Wissensdefizite und Verunsicherung, Einschränkung der Grundrechte, die Rolle der Behörden (Bevölkerungskontrolle und mangelndes Vertrauen in das RKI) sowie wirtschaftliche Auswirkungen der Pandemie.

Fazit Fehlinformationen in sozialen Medien und Wissensdefizite können zu einer Unterschätzung der Pandemie beitragen. Zudem können wirtschaftliche Belastungen mit der Ablehnung von Schutzvorkehrungen einhergehen. Zur Erhöhung der Akzeptanz implementierter Schutzmaßnahmen stellen Gesundheitsaufklärung sowie transparente und evidenzbasierte Kommunikation relevante Determinanten dar.



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Article published online:
02 September 2021

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