Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 759
DOI: 10.1055/s-0041-1732754
Freitag 24.09.2021
Vorträge

“Wenn’s ein gutes Team ist, sind die schlimmsten geburtshilflichen Notfälle gar nicht so schlimm”: Qualitative Interviews mit Fachkräften der Geburtshilfe zu Barrieren und Ressourcen sicherer Kommunikation

M Schmiedhofer
1   Psychology and Methods, Jacobs University Bremen, Bremen, Deutschland
,
C Derksen
2   Psychology and Methods, Jacobs University Bremen, Bremen, Deutschland
,
FM Keller
3   Psychology and Methods, Jacobs University Bremen, Bremen
,
A Welp
3   Psychology and Methods, Jacobs University Bremen, Bremen
,
J Dietl
3   Psychology and Methods, Jacobs University Bremen, Bremen
,
S Lippke
3   Psychology and Methods, Jacobs University Bremen, Bremen
› Institutsangaben
 

Einleitung Gute Kommunikation im klinischen Alltag erhöht die Versorgungssicherheit der Patient*innen und fördert Personalzufriedenheit. In der Geburtshilfe tragen Hebammen Verantwortung für die physiologische Geburt, Ärzt*innen für einen pathologischen Geburtsablauf. Die Kooperation erfordert präzise Kommunikation und zeitkritische Abstimmung. Das Forschungsprojekt TeamBaby untersucht die Reduzierung vermeidbarer unerwünschter Ereignisse (VUE) durch bessere Kommunikation.

Methoden Zur Exploration der interprofessionellen Kommunikationskultur wurden an 2 universitären Geburtskliniken insgesamt 20 Ärzt*innen, Hebammen und Pflegekräfte leitfadengestützt zu Konfliktbewältigung und Bedingungen sicherer Kommunikation befragt.

Ergebnisse Respekt für die Berufsgruppen untereinander ist hoch. Hebammen bauen in der Begleitung der Gebärenden eine Beziehung auf; Ärzt*innen sind kurzfristig und bei pathologischen Geburtsverläufen involviert. Die Schnittstelle der Kompetenzbereiche ist ein strukturelles Konfliktfeld. Ärzt*innen betonen ihre Verantwortung für das Outcome. Sie wünschen manchmal eine frühere Einbeziehung in einen potentiell kritischen Geburtsverlauf. Hebammen können sich übergangen fühlen und möchten mit späterer Information die ärztliche Arbeitsbelastung reduzieren. In hierarchischen Strukturen ist mehr Mut nötig, um auf mögliche Fehler hinzuweisen und Unsicherheiten zuzugeben. Zeit- und Personalknappheit fördert Disstress, der wiederum das Risiko unklarer Kommunikation erhöht.

Fazit Neben der Reduzierung struktureller Belastungen können interprofessionelle Kommunikationstrainings die Vermeidung von VUEs fördern.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. September 2021

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  • Lippke S. et al. BMC Health Services Research (2019). Communication and patient safety in gynecology and obstetrics – study protocol of an intervention study.