Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(04): e1-e2
DOI: 10.1055/s-0044-1783924
Abstracts │ AGO der OEGGG

Stellenwert diagnostischer Verfahren in der Früherkennung des Endometriumkarzinomrezidivs

1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
S Pikesch
,
M Postl
,
R Schwameis
,
C Grimm
,
T Bartl
› Institutsangaben
 

Einleitung Das rezent publizierte TOTEM-Studie präsentierte erstmals prospektiv-randomisierte Daten, dass ein intensiviertes Follow-Up mit Routine-Bildgebung, Zytologie und CA125-Messungen für Patientinnen mit frühem Endometriumkarzinom keinen Überlebensvorteil zu bieten scheint. Die Evidenz eines prognostischen Mehrwerts des Einsatzes einer apparativen Nachsorge-Routinediagnostik bleibt jedoch insbesondere für fortgeschrittene Endometriumkarzinome limitert.

Material und Methode Alle Patientinnen, die aufgrund eines histologisch gesicherten Endometriumkarzinoms zwischen 2009-2019 an der Medizinischen Universität Wien einer primär operativen Therapie  +/– adjuvanten Therapie unterzogen wurden, und denen ein Einschluss in das abteilingsinterne Nachsorgeprogramm angeboten wurde, wurden evaluiert. Die Anzahl wahrgenommener Nachsorgekontrollen, Rezidivart (außerplanmäßig-symptomatische Vorstellung versus Diagnose eines asymptomatischen Rezidivs durch Routinediagnostik) sowie die Art der apparativen Diagnostik, mittels derer asymptomatische Rezidive diagnostiziert wurden, wurden deskriptiv erfasst. Der prognostische Einfluss der Diagnose symptomatischer Rezidive wurde mittels log-rank Test evaluiert.

Ergebnisse Von 412 Patientinnen entwickelten 62 (15,0%) ein Tumorrezidiv, davon 7,5% (n=22/295) nach FIGO-Stadium I (2009), 19,3% (n=11/57) nach FIGO II, 48,0% nach FIGO III (n=23/48) und 50.0% nach FIGO IV (n=6/12). Achtzehn Rezidive (29,0%) wurden außerhalb der regulären Nachsorge symptomatisch diagnostiziert; darauf entfielen 9 (27,3%) auf die FIGO-Stadien I-II. Die Diagnose eines symptomatischen Rezidivs war in der Kohorte aller FIGO I-II-Karzinome mit einem eingeschränkten progressionsfreien (p=0,002) und krankheitsspezifischen Überleben assoziiert (p<0,001), nicht jedoch in der Gesamtkohorte (p=0,638).

Im Rahmen der Routinenachsorge wurden in der FIGO I-II-Kohorte 24 Rezidive asymptomatischer Patientinnen mittels Anamnese (n=1, 2,2%), klinischer Untersuchung (n=6, 10.9%) und durch Routinebildgebung (n=17, 34,8%) diagnostiziert.

In der FIGO III-IV-Kohorte wurden 20 asymptomatische Rezidive mittels Routinebildgebung (n=15, 75.0%) oder durch klinische Untersuchung (n=3, 15.0%) diagnostiziert. Nur je eine Rezidivdiagnose erfolgte aufgrund einer isolierten CA125-Erhöhung oder nach einem auffälligen zytologischen Abstrich (je n=1, 5.0%).

Schlussfolgerung Entsprechend der Beobachtung der TOTEM-Studie scheinen isolierte CA125-Messungen und vaginale Routinezytologien selten zu einer zusätzlichen Rezidivdiagnose zu führen. Insbesondere in fortgeschrittenen Tumorstadien werden die meisten asymptomatischen Rezidive mittels Routinebildgebungen detektiert.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. März 2024

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