Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(04): e2-e3
DOI: 10.1055/s-0044-1783927
Abstracts │ AGO der OEGGG

Eine pathogene de-novo Variante in PTEN bei einer jungen Patientin mit Cowden-Syndrom – Ein Fallbericht

1   Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Wien
,
C F Singer
1   Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Wien
,
D Muhr
1   Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Wien
,
C Stein
2   Forensisches DNA-Zentrallabor GmbH, Medizinische Universität Wien, Wien
,
Y Tan
1   Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Wien
› Institutsangaben
 

Einleitung Das Cowden-Syndrom (CS) ist ein seltenes erbliches Krankheitsbild, welches durch das vermehrte Auftreten von benignen Tumoren und ein signifikant erhöhtes Risiko für Malignome der Brust, Schilddrüse, Niere und des Endometriums gekennzeichnet ist. CS ist häufig assoziiert mit pathogenen Varianten (PV) im Tumorsuppressor-Gen PTEN, welche üblicherweise vererbt werden. Der folgende Bericht beschreibt den Fall einer jungen Patientin mit CS und einer de-novo PV in PTEN.

Material und Methode Es wurden von der Patientin sowie deren Eltern und Schwester Gewebeproben aus allen drei Keimschichten gewonnen (Haarfollikel – ektodermales Gewebe, Leukozyten – mesodermales Gewebe, Zellen aus Urin und Vaginalabstrichen – entodermales Gewebe). Die molekulargenetische Analyse erfolgte durch Sanger Sequencing mittels 3500 Genetic Analyzer (Thermo Fisher Scientific) und Next Generation Sequencing mittels Illumina TruSight Cancer Panel am MiniSeq (Illumina, San Diego, CA, USA).

Ergebnisse Aufgrund einer auffälligen frühkindlichen Entwicklung (Makrozephalie, motorische Entwicklungsverzögerung, Nephromegalie, abdominelle Lipome) wurde im dritten Lebensjahr der Patientin bei Verdacht auf CS eine genetische Analyse von PTEN durchgeführt. Mittels Sanger Sequencing wurde eine heterozygote Nonsense-PV c.1003C>T (p.Arg335X) im Exon 8 nachgewiesen. In der prädiktiven Testung der Familienmitglieder konnte diese PV nicht nachgewiesen werden.

Nach interdisziplinärer pädiatrischer Behandlung erfolgte im 14. Lebensjahr die Erstvorstellung an unserer Abteilung aufgrund multipler Fibroadenome. Neben dem klinischen Management der Fibroadenome erfolgte der Ausschluss eines somatischen Mosaiks. Die pathogene PTEN-Variante wurde in mehreren Gewebeproben der Patientin nachgewiesen, aber in keiner der Familienmitglieder. Durch einen Vaterschaftstest wurde eine Non-Paternität ausgeschlossen und die genetische Veränderung der Patientin als de-novo PV bestätigt.

Die Patientin wird zurzeit weiterhin interdisziplinär betreut und erhält eine engmaschige Krebsfrüherkennung der Brust, Schilddrüse, Niere und Haut.

Schlussfolgerung In Anbetracht des mit PTEN-PVs assoziierten erhöhten Malignitätsrisikos, unterstreicht dieser Fall die Bedeutung der genetischen Untersuchung, sowie der sorgfältigen klinischen Untersuchung von Patient:innen mit scheinbar unzusammenhängenden Symptomen und fehlender Familienanamnese.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. März 2024

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