Erfahrungsheilkunde 2007; 56(2): 96-105
DOI: 10.1055/s-2007-968052
Übersichten/Reviews

Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Eigenblut-Regulationstherapie in der Prävention und Behandlung chronischer Krankheitsbilder

R. Dehmlow, Helmut Sauer
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 February 2007 (online)

Einleitung

Eigenblut-Therapien sind Reiz- [7] bzw. Reiz-Reaktions-(Regulations-)Therapien [4], [5].

Die Wirkung einer Reiztherapie wurde von F. Hoff als Stoß in das vegetative System bezeichnet. Ein Reiz auf das Regulationssystem aktiviert dabei eine Kaskade von Gegenantworten in zwei Phasen, die insgesamt das Prinzip der „vegetativen Gesamtumschaltung” ausmachen [Tab. 1].

Tab. 1: Das Prinzip der vegetativen Gesamtumschaltung nach F. Hoff 1. Phase 2. Phase Fieberanstieg Fieberabfall Leukozytenanstieg Leukozytenabfall Myeloische Tendenz Lymphatische Tendenz Eosinophilenabfall Eosinophilenanstieg Anstieg des Gesamtstoffwechsels Abfall des Gesamtstoffwechsels Anstieg des Serumeiweißes Abfall des Serumeiweißes Abfall des Albumin-Globulin-Quotienten Anstieg des Albumin-Globulin-Quotienten Anstieg des Blutzuckers Abfall des Blutzuckers Abfall des Cholesterins Anstieg des Cholesterins Anstieg des Kreatinins Abfall des Kreatinins Anstieg des Stoffwechsels und Aktivität der Neutrophilen Granulozyten Abfall des Stoffwechsels und Aktivität der Neutrophilen Granulozyten Abfall des Kalium-Kalzium-Quotienten Anstieg des Kalium-Kalzium-Quotienten Abfall des Properdins Anstieg des Properdins Anstieg der fibrinolytischen Aktivität Abfall des fibrinolytischen Aktivität Abfall des Plasmaeisens Anstieg des Plasmaeisens Anstieg des Plasmakupfers Abfall des Plasmakupfers Übergewicht des Sympathikus Übergewicht des Parasympathikus

Für die Eigenblut-Therapie gilt:

Gelangt Blut in seiner Ganzheit ins Gewebe (auch in die Blutbahn), so wird es selbst zum physiologisch-pathogenen Reiz, sodass lokal im Gewebe und mehr systemisch im Blut Abwehrmaßnahmen im Sinne einer Entzündung auftreten.

Entnimmt man daher Blut aus einer Vene und führt es über eine s.c. oder i.m. Injektion wieder bzw. i.v. zurück, so kommt es zuerst zu einer lokalen Immunmodulation und Stoffwechselaktivierung. Im Weiteren geht hiervon ein Reiz für den ganzen Organismus aus, der auch das vegetative Nervensystem miterfasst. Es werden die Selbstheilungskräfte des Organismus aktiviert.

Eigenblutinjektionen führen zu folgenden Reaktionen:

Lokale Reaktionen:

Rubor, Calor, Tumor, Dolor Steigerung der Oxidationsvorgänge Anreicherung von Entzündungsmediatoren Störung der Gewebsisotonie Elektrolytverschiebung Gewebsazidose

Allgemeine Reaktionen:

Leukozytose Stoffwechselsteigerung Auslösung von Immunreaktionen Antikörperbildung Temperaturerhöhung Auftreten subjektiver Erscheinungen

Nach einer Eigenblut-Injektion kommt es zu folgenden biochemischen und physiologischen Wirkungen im Organismus (Prinzip der vegetativen Gesamtumschaltung nach F. Hoff):

Temperatursturz (bei Fieber) Beschleunigte Blutgerinnung und -senkung Reizung des erythroblastischen und myeloischen Systems Vermehrung von Antikörpern Vermehrung der proteolytischen Enzyme Antiphlogistische Wirkung Erweiterung des Kapillarsystems um den Injektionsort Reizung des vegetativen Nervensystems

Nachstehend sind die klinischen Auswirkungen der Eigenblut-Therapie aufgeführt.

Abwehrstabilisierung bei akuten, subakuten und chronischen Infekten Immunmodulation bei Allergien Immunmodulation bei Autoimmunopathien Antiphlogistische Wirkung Fiebersenkung Schnelle Rekonvaleszenz nach Infektionen und Operationen Besserung des physischen und psychischen Allgemeinbefindens Stoffwechselaktivierung

Die Regeln der Eigenblut-Therapien sind wie folgt:

Beachte:

  • Je chronischer ein Geschehen und je höher die Blutsenkung, desto kleinere Dosen (0,5-1,0 ml).

  • Je labiler und je älter der Patient desto größer die Abstände (3-5-7).

  • Anfangs kleinste Mengen Blut injizieren (0,5 ml).

  • Wiederholung der Injektion frühestens am 3.-5. Tag mit Ausnahme von akuten Krankheiten.

Bei Nichtbeachtung:

Neben Herdreaktionen und Erstverschlimmerungen sind durch zu starke Inanspruchnahme der körpereigenen Abwehr negative Auswirkungen möglich.

Vor der nächsten Injektion stets nach der Reaktion auf die letzte Injektion fragen und danach die neue Dosierung individuell festlegen. Bei einer eventuellen Herdreaktion und Wiederauftreten von Temperaturen (als Zeichen der Provokation) keine Steigerung der injizierten Eigenblut-Menge bzw. noch einige Tage mit der nächsten Injektion warten.

Es werden folgende Eigenblut-Aufbereitungen unterschieden:

Nicht-Apparativ:

nativ Hämolyse (mit Aqua bidestillata)

Apparativ:

Elektrolyse UVB-Bestrahlung O2-Beschickung mit Aufschäumen und UVB-Bestrahlung (HOT nach Wehrli) Zusätze von Ozon-Sauerstoffmischungen (ohne Bestrahlung)

Die Modifikationen von Eigenblut sind in [Tabelle 2] aufgelistet.

Tab. 2: Modifikationen von Eigenblut Modifikation Applikationsweise Natives Eigenblut Injektion: s.c./i.c./i.m. Potenziertes Eigenblut Oral Auto Sanguis Stufentherapie nach Reckeweg Injektion: s.c./i.c./i.m./i.v. Gegensensibilisierung nach Theurer (Stuttgart) bzw. Institut Mentop (Schleswig) Injektion: s.c./ i.c./i.m. Hämoaktivator nach Garthe/Höveler Injektion: i.m. HOT (hämatogene Oxidationstherapie nach Wehrli) Infusion UVB-E (Ultraviolettbestrahlung) (kleine UVB) Injektion: s.c./i.m. UVB (Ultraviolettbestrahlung) Infusion

Nachfolgend sind spezifische Zielrichtungen der Eigenblut-Zubereitungen aufgeführt.

Stoffwechselregion (i.m.) Nerven-Sinnes-System (s.c.) Immunologisches Gedächtnis (s.c.) Neuraltherapie (i.c.) Nerven-Sinnes-System (i.c.) Immunologisches Gedächtnis (i.c.) Restitution, Aufbau (i.v.)

Literatur

  • 01 Dehmlow R. Physikalisch-chemische Grundlagen der UVB und HOT. In: Segal J, Seng G (Hrsg.): Methoden der UVB-Bestrahlung - HOT und UVB. Stuttgart; Hippokrates 1991: 25-52
  • 02 Dehmlow R. Biophysikalische und biochemische Vorstellungen zur Wirkungsweise verfremdeten Eigenbluts. In: Gedeon (Hrsg.): Eigenbluttherapie und andere autologe Verfahren. Heidelberg; Haug 2000: 141-162
  • 03 Dehmlow R, Jungmann M. Handbuch der Ozon-Sauerstoff-Therapien. Heidelberg; Haug 2000
  • 04 Dehmlow R, Sauer H. Reiz-Reaktions-(Regulations-)Therapien. Stuttgart; Haug 2004
  • 05 Dehmlow R, Frick G, Frick U. Physiologische und pathophysiologische Entzündungsreaktionen - eine Grundlage der Biologischen Medizin. München; Elsevier [In Vorbereitung]
  • 06 Frick G, Frick U, Dehmlow R. Praxisleitfaden UVB und HOT. Stuttgart; Hippokrates 2001
  • 07 Gedeon W, Sauer H, Dehmlow R, Hrsg.. Eigenbluttherapien und andere autologe Verfahren. Heidelberg; Haug 2000
  • 08 Hildebrandt G. Chronobiologie und Chronomedizin. Stuttgart; Hippokrates 1998
  • 09 Heine H. Lehrbuch der biologischen Medizin. Stuttgart; Hippokrates 1997
  • 10 Melchart D, Wagner H. Naturheilverfahren. Stuttgart; Schattauer 1993
  • 11 Rilling S. Vagus und Sympathikus in Diagnostik und Therapie. Ulm; Haug 1957
  • 12 Schole J, Lutz W. Regulationskrankheiten. Niebüll; Videel-Verlag 2001
  • 13 Zusammenfassender Bericht des Arbeitsausschusses ‘Ärztliche Behandlung’ des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Beratungen gemäß Paragraph 135 Abs. 1 Sozialgesetzbuch (SGB) V. 30.3.2001

Korrespondenzadresse

Dr. rer. nat. Ronald Dehmlow

Geschwister-Scholl-Str. 39

16547 Birkenwerder

    >