Pneumologie 2023; 77(12): 1016-1026
DOI: 10.1055/a-1531-0131
Fort- und Weiterbildung

Lungenkrebsfrüherkennung – derzeitiger Stand und Implementationsszenarien

Early detection of lung cancer – current status and implementation scenarios
Rudolf M. Huber

In diesem Beitrag werden die Studiendaten zur Lungenkrebsfrüherkennung im Überblick dargestellt und Faktoren, die die Effektivität derselben beeinflussen und steigern, diskutiert. Abschließend werden Faktoren, die für die großflächige Implementierung relevant sind, erläutert.

Abstract

The prognosis of conventionally diagnosed lung cancer patients is still rather poor. Two large, randomized trials using screening by low dose CT could demonstrate that early detection in persons with smoking as risk factor can improve this prognosis. Early detection of lung cancer can be achieved by structured screening programs using low dose CT for persons at increased risk, but in addition also by consequent management of incidental pulmonary nodules, which are seen on imaging for other reasons. Integral part of these programs should be prevention measures, especially a consequent, repeated, low-threshold offer of a service for smoking cessation. Programs for lung cancer screening for persons at increased risk are only beneficial for the screenees and cost-effective, if the various parts of the program are optimally integrated and coordinated and all necessary disciplines (especially respiratory medicine, radiology, pathology, thoracic surgery, radiotherapy) are included in a multidisciplinary manner. For Germany the certified lung cancer centres in structured cooperation with physicians in private practice (respiratory physicians, radiologists, general practitioners) would be a good option. It is essential that there is a good perception for the need of early detection of lung cancer in politics and the public and that the persons at risk are reached, contacted and motivated by various methods.

Kernaussagen
  • Die Prognose des Lungenkarzinoms ist stadienabhängig und das Lungenkarzinom kann meist nur in frühen Stadien geheilt werden.

  • Ein Screening auf Lungenkarzinom mittels LDCT bei Risikopersonen und das konsequente, leitliniengerechte Management von pulmonalen Rundherden als Zufallsbefund erhöhen die Zahl der Patienten, die im meist kurablen Stadium I diagnostiziert werden, sehr deutlich.

  • Der Benefit eines Screening-Programms mit LDCT ist nur bei Personen mit erhöhtem Risiko vorhanden. Je höher das Risiko der Teilnehmer für ein Lungenkarzinom ist, umso günstiger werden das Nutzen-Risiko-Verhältnis und die Kosteneffektivität.

  • Eine konventionelle Röntgenaufnahme des Thorax ist für Screening-Programme auf Lungenkarzinom ungeeignet.

  • Das Risiko für ein Lungenkarzinom wird derzeit aufgrund der Einschlusskriterien in die randomisierten Studien v.a. am Rauchverhalten bestimmt, allerdings sind auch weitere Risikofaktoren wie COPD, interstitielle Lungenerkrankungen, berufliche Expositionen und Radonbelastung vorhanden.

  • Raucherentwöhnungsprogramme verbessern auch beim Lungenkrebsscreening mittels LDCT das Gesamtüberleben.

  • Pulmonale Rundherde als Zufallsbefunde bei radiologischen Untersuchungen sind häufig und werden oft übersehen bzw. nicht adäquat abgeklärt.

  • Um die Vorteile zu optimieren und Nachteile sowie Schäden zu vermeiden, sind beim Lungenkrebsscreening mittels LDCT unbedingt qualitätsgesicherte interdisziplinäre Programme erforderlich.

  • Beim Lungenkrebsscreening mittels LDCT werden nicht nur der gesuchte pulmonale Rundherd, sondern der gesamte Thorax mit Anschnitt von Hals und Abdomen abgebildet.



Publication History

Article published online:
13 December 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany