Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2023; 58(02): 112-118
DOI: 10.1055/a-1786-7877
Fortbildung

Spiroergometrie – Stellenwert in der präoperativen Risikobeurteilung

The Status of Spiroergometry in Preoperative Risk Assessment
Christoph Frisch
,
Raffaella Fantin
,
Helmut Raab

In den letzten Jahren nimmt die Spiroergometrie bei der präoperativen Risikobeurteilung einen zunehmenden Stellenwert ein. Dabei steht die körperliche Leistungsfähigkeit als prognostischer Faktor für die perioperative Mortalität und Morbidität im Vordergrund. Im Folgenden soll ein Einblick in die Grundlagen, wichtigsten Parameter und Relevanz der Untersuchung für diesen Einsatzbereich gegeben werden.

Abstract

Physical performance is considered as a prognostic factor for perioperative mortality and morbidity. Thus, in recent years, spiroergometry has gained increasing significance in preoperative assessment. Beside the measurement of functional capacity, spiroergometric results may yield indications for cardiocirculatory or pulmonary disorders. A significant increased risk profile is reflected in the values VO2max < 15 ml/kg/min, VO2 at the first ventilatory threshold (VT1) < 11 ml/kg/min, and VE/VCO2 at VT1 > 34. Prior to the examination, contraindications should be taken into account and standardized conduction must be adhered to. Many studies substantiate the positive effect of prehabilitation on morbidity, quality of life, and length of hospitalization, in particular in abdominal, thoracic and hepatobiliary surgery. Using the data acquired in the performance diagnostic, an optimized individual training plan can be drawn up. Besides, the risk evaluation contributes to planning surgical and anaesthetic procedures. Regular training and interdisciplinary teamwork are of utmost importance for the correct interpretation and application of the partly rather complex results.

Kernaussagen
  • Die funktionelle Kapazität zeigt einen indirekten Zusammenhang mit der Mortalität und Morbidität – nicht nur perioperativ.

  • Die Spiroergometrie ist der Goldstandard zur objektiven Beurteilung der funktionellen Kapazität.

  • Durch die Spiroergometrie können wichtige Daten zur Risikoeinschätzung erhoben werden. Dabei zeigen ein VO2max < 15 ml/kg/min, eine VO2 an der VT1 < 11 ml/kg/min oder eine VE/VCO2 an der VT1 > 34 ein deutlich erhöhtes patientenbezogenes Risikoprofil.

  • Ist die Leistungsfähigkeit eingeschränkt, ist es anhand der erhobenen Daten möglich, auf die potenzielle Ursache rückzuschließen.

  • Eine präoperative Leistungsoptimierung, insbesondere vor Hochrisikoeingriffen, bedarf einer umfassenden und aussagekräftigen Leistungsdiagnostik. Dadurch ist selbst bei hohem patientenbezogenem Risiko ein individuell angepasstes Training möglich.

  • Die Spiroergometrie hat sowohl Grenzen als auch Kontraindikationen. Selbst geschultes Personal wird immer wieder mit komplexen Befunden konfrontiert. Ein Netzwerk an Kollegen für den gegenseitigen Austausch und regelmäßige Schulungen erweisen sich als hilfreich.



Publication History

Article published online:
15 February 2023

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