Pneumologie 2023; 77(07): 442
DOI: 10.1055/a-2104-4528
Nachruf

Nachruf Paolo Pelosi

Die Herausgeber*innen und das International Advisory Board der „Pneumologie“ trauern um Professor Dr. Paolo Pelosi, Leiter der Anästhesie- und Intensivstation und des regionalen Giftkontrollzentrums am San Martino Policlinico Hospital in Genua, Italien, der am 30. 05. 2023 verstorben ist.

Paolo Pelosi war ein brillanter Arzt, Lehrer, Forscher und Vorbild in der Anästhesiologie und Intensivmedizin. Seine Schwerpunkte waren die perioperative Intensivmedizin, die Beatmungsmedizin v. a. beim ARDS, die Pathophysiologie und Behandlung von akutem Atemversagen.

Sein Engagement auf diesem Gebiet spiegelte sich im Laufe seiner Karriere in seinem Wunsch wider, sein Wissen und seine Fähigkeiten weiterzugeben, sowie in seinem großen Engagement in nationalen und internationalen Gesellschaften. Paolo war sehr an der weiteren Entwicklung der nächsten Generationen interessiert und inspirierte sie, ihren Träumen und Sehnsüchten zu folgen und unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln, um den Beruf zur Berufung werden zu lassen.

Paolo hatte in seiner eigenen Disziplin Anästhesie und Intensivmedizin sowohl in Italien als auch Europa wichtige Funktionen inne, z. B. war er Präsident der European Society of Anaesthesiology and Intensive Care (ESAIC). Er war Visiting Professor in einer Reihe von universitären Kliniken auch in Deutschland, z. B. in den Kliniken für Anästhesie und Intensivmedizin in Göttingen und Dresden.

Auch in Sachen Publikationen war Paolo außergewöhnlich erfolgreich. Er war Herausgeber einer Reihe von international renommierten Büchern zur Intensivmedizin, Autor und Co-Autor von ca. 400 Originalarbeiten und hat ca. 80 Buchkapitel verfasst. Seine didaktisch exzellenten Vorträge auf internationalen Kongressen enthielten immer auch humorvolle Motive.

Paolo Pelosi war aber auch interdisziplinärer „Grenzgänger“. V. a. wegen seines besonderen Interesses an der Pathophysiologie der Lunge beim akuten Atmungsversagen beriefen wir ihn seinerzeit in das International Advisory board der Pneumologie.

Paolo und ich sind uns schon vor ca. 30 Jahren i. R. der European Respiratory Society (ERS) begegnet und dort im Laufe der Jahre Freunde geworden. Insbesondere in den Jahren 1995–2010 hatte ich das große Vergnügen in enger Zusammenarbeit mit ihm in unterschiedlichen Funktionen der Assembly „Respiratory Intensive care“ der ERS tätig zu sein. Zu unseren gemeinsamen Aufgaben gehörte u. a. die Vorbereitung der Symposien der Assembly für die jährlichen Kongresse der ERS. Durch Paolos hervorragenden Kontakte in die Welt der interdisziplinären Intensivmedizin war es möglich, für unsere Symposien regelmäßig international renommierte Intensivmediziner mit dem Schwerpunkt Beatmungsmedizin, wie z. B. Prof. Laurent Brochard aus Kanada, zu gewinnen.

Aus meiner persönlichen Sicht ist besonders erwähnenswert, dass Paolo ebenfalls Mitglied der „Faculty“ des sehr erfolgreichen externen ERS-School-Kurses zum Thema „Nicht-invasive Beatmung und Weaning“ war, der von 2007–2017 insgesamt sechsmal in Hannover stattfand. Unvergessen sind hierbei die Einladungen zu langen und sehr unterhaltsamen Abenden mit den Referent*innen in das Zuhause von Maria und Bernd Schönhofer. Wir haben besonders dabei das herzliche Lachen von Paolo genossen.

Wir werden uns immer an Paolos Neugier und Leidenschaft erinnern, die Behandlung unserer Patient*innen zu verbessern und zu optimieren und deren Familien zu unterstützen. Paolo hatte – neben aller Sachkenntnis – eine angenehme Leichtigkeit und warmherzige Ironie gegenüber anderen, aber v. a. auch gegenüber sich selbst. Wir haben von ihm sehr viel gelernt und werden ihn sehr vermissen.



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Article published online:
13 July 2023

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