Laryngorhinootologie 2024; 103(02): 85
DOI: 10.1055/a-2234-0765
Nachruf

Nachruf auf Prof. Dr. Klaus Terrahe

Am 25. November 2023 ist Prof. Dr. Klaus Terrahe im Alter von 88 Jahren in Stuttgart verstorben.

Er war ein prägendes Mitglied unserer Fachgesellschaft, deren Fortentwicklung er über viele Jahre in der ihm eigenen feinsinnigen, offenen und weitsichtigen Art entscheidend mitgestaltet hat. Als hochbegabter Operateur, hochinteressierter Forscher und hochengagierter akademischer und klinischer Lehrer war er über Jahrzehnte in vorbildlicher Weise für die Deutsche HNO-Gesellschaft aktiv. Unzählige Patientinnen und Patienten wurden von ihm mit großem Können, aber auch mit besonderer Empathie für die individuellen Belange und mit Blick auf die stets so unterschiedlichen Bedürfnisse versorgt. Als klinischer Lehrer hat er Generationen von HNO-Ärztinnen und -Ärzten einen kompetenten und sensiblen Umgang mit den Erkrankten vermittelt. Sein Interesse in eine lebenslange, stets ins Detail gerichtete Fortbildung war bemerkenswert und vermittelte den ungewöhnlichen Anspruch, sich nie mit dem gerade Erlernten zu begnügen. All dies zeichnete ihn als Arzt und unermüdlich forschenden Geist aus.

Klaus Terrahe wurde am 4. Januar 1935 als Sohn des HNO-Arztes Dr. Josef Terrahe in Rheine geboren. Nach dem Medizinstudium in München wählte er – dem Vorbild seines Vaters folgend – das Fachgebiet der HNO-Heilkunde für seinen weiteren beruflichen Weg. An der Universitäts-HNO-Klinik in Münster erhielt er unter der Leitung von Prof. Mündnich eine breit fundierte HNO-Ausbildung. Sein unermüdlicher Wissensdurst und sein Bestreben, auch alltäglichen Dingen ganz genau auf den Grund zu gehen, führten dementsprechend zur Habilitation zu dem Thema „Immunpathologie der Nasenschleimhaut“, bei der er u. a. elektronenmikroskopische Details bei Erkrankungen der Nasenschleimhaut herausarbeitete. Als Leitender Oberarzt der Münsteraner Klinik, ausgestattet mit einem umfassenden Wissen und operativen Können, trat er in die Bewerbungsphase für leitende Positionen ein. Er entschied sich, die Nachfolge von Prof. Kirstein am Katharinenhospital in Stuttgart anzutreten, um seine Vorstellungen einer modernen, individualisierten Patientenversorgung an dieser großen HNO-Klinik umzusetzen. Er leitete diese Klinik – eine der größten städtischen Abteilungen Deutschlands – von 1974–1997. Dabei war er stets in den Führungskreis der Deutschen HNO-Gesellschaft integriert, deren Präsident er 1987 war. Trotz der hohen klinischen Belastung stellte er auch weiterhin wertvolle wissenschaftliche Abhandlungen zusammen, so z. B. die Referatebände „Immunpathologie der Schleimhaut des oberen Respirationstraktes“ und „Diagnostik und Therapie allergischer Erkrankungen der Schleimhaut des oberen Respirationstraktes“. Bei der Leitung wichtiger Fachtagungen, z. B. die Tagung der Südwestdeutschen HNO-Ärzte 1986 in Salzburg und die Jahrestagung der Deutschen HNO-Gesellschaft 1987 in Bad Neuenahr, brachte er sein didaktisches Geschick und sein Gespür für wichtige fachliche Neuentwicklungen (z. B. die Laserchirurgie) ein, Tagungen, die auch von einem hohen gesellschaftlichen Wert geprägt waren. Seine lebenslange Begeisterung für eine qualitativ hochwertige Fortbildung brachte er über lange Jahre vorbildlich in seiner Funktion als Dozentenkanzler für den HNO-Berufsverband ein. Seine Verdienste für die HNO-Fachgesellschaft, der er seit 1969 angehörte, wurden im Jahr 2004 mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Als sein Nachfolger am Katharinenhospital konnte ich persönlich erleben, wie gut strukturiert er diese bedeutende Fortbildungsstätte unseres Faches geleitet und mit einem von seiner natürlichen Autorität geprägten Team versorgt hat.

Klaus Terrahe war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die unser Fach in ganz unterschiedlichen Facetten bereichert hat. Alle, die ihn näher kennlernen konnten, werden seine offene, wissbegierige, diskussionsfreudige und positive Ausstrahlung in bleibender Erinnerung bewahren.

Würzburg, Dezember 2023
Rudolf Hagen



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Februar 2024

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