Rofo 2009; 181(6): 527
DOI: 10.1055/s-0029-1224820
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Lumbago - Ist eine schnelle radiologische Abklärung effektiv?

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Publikationsdatum:
02. Juni 2009 (online)

 

Bei Patienten mit Lumbago unterscheiden sich die praktischen Vorgehensweisen erheblich. Chou et al. prüften mit einer Zusammenstellung von Vergleichsstudien, ob sich eine umgehende bildgebende Diagnostik positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Lancet 2009; 373: 463–472

Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich sind eines der häufigsten Probleme in der klinischen Routine. Liegen keine Warnhinweise, wie z.B. Tumorerkrankungen, motorische Ausfälle, Sensibilitätsstörungen oder Fieber vor, soll nach den Richtlinien zunächst eine symptomatische Behandlung erfolgen. Viele Ärzte lassen jedoch bereits frühzeitig Röntgenaufnahmen, Computer- oder Magnetresonanztomografien durchführen.

Chou et al. stellten Untersuchungen aus den letzten 12 Jahren zusammen, die verschiedene Kriterien (Schmerzen, Lebensqualität, Zufriedenheit, Genesung) in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Vorgehensweisen analysierten. Sie wählten 6 Studien aus, wobei 4 konventionelles Röntgen und 2 CT/MRT mit konservativem Management verglichen. Insgesamt lagen Daten von 1 804 Patienten vor, die seit weniger als 12 Wochen Rückenschmerzen hatten. Die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug 3 Wochen bis 2 Jahre.

Nach Auswertung und Zusammenfassung der Studien ergaben sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Weder die Schmerzen noch eventuelle funktionelle Einbußen wurden durch eine sofortige radiologische Abklärung positiv beeinflusst. Dabei spielte die Länge der Nachbeobachtungszeit und die Art der radiologischen Methode keine Rolle. Tendenziell war die Prognose bei konservativer Vorgehensweise günstiger. Die geistige Gesundheit, Lebensqualität und eine Beschwerdebesserung von Patienten mit und ohne schnelle bildgebende Diagnostik unterschieden sich nicht. Die Lebensqualität war geringfügig besser, wenn nicht sofort Röntgenaufnahmen, CT oder MRT erfolgten. Die Patientenzufriedenheit unterschied sich in den einzelnen Studien für die Gruppen nicht. Eine Zusammenfassung hierfür war aufgrund der sehr unterschiedlichen Testverfahren und Beobachtungszeiten nicht möglich. Karzinomerkrankungen, Cauda-equina-Syndrome oder andere schwerwiegende Erkrankungen stellten sich im Verlauf bei keinem Patienten heraus.

T2-gewichtete, sagittale MRT-Aufnahme mit Darstellung eines L5–S1 gelegenen medianen Bandscheibenvorfalls (Bild: Radiologische Universitätsklinik Tübingen).

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