Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11(6): 276-282
DOI: 10.1055/s-0030-1270187
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Humor in der Palliativmedizin - ein lebensnotwendiges Therapeutikum?

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Publication Date:
29 November 2010 (online)

 

Schwere Krankheit, Sterben und Tod sind doch nicht zum Lachen, schließlich sind sie eine dauernde Gefahr für unser Leben, da kann einem höchstens das Lachen im Halse stecken bleiben. Ist nicht angesichts des nahenden Todes und in der Trauer jedes Lachen tabu?
Dem kann man mit Friedrich Nietzsche entgegnen: "Nur der Mensch leidet so qualvoll in dieser Welt, dass er gezwungen war, das Lachen zu erfinden."
[6]

Nahezu 20 Jahre hat es gedauert, bis Humor als Thema nicht mehr nur auf internen Feiern von Palliative Care-Fachleuten, sondern auch auf Tagungen, Kongressen und nun im offiziellen Organ der DGP möglich wurde. Die drei Autorinnen und der Autor gehören zu denjenigen, die vor einigen Jahren begannen, dieses möglicherweise selbstauferlegte Tabu zu durchbrechen und Vorträge über Humor am Ende des Lebens zu halten. Dabei kam und kommt es wiederum zu komischen Situationen, wenn das Angebot, ein Referat zum Thema "Tod und Humor" zu halten, mit den Worten "Ja gerne, Tod und Tumor sind bei uns ja alltäglich" missverstanden wird. Dass Humor am Lebensende nicht ausgeschlossen, sondern sogar sehr lebendig ist, erfahren alle in der hospizlichen und palliativen Versorgung Tätigen immer wieder. Bisher wird die wohltuende Wirkung von Humor im Umgang mit Schwerstkranken, Sterbenden und den Zugehörigen in kaum einem der Lehrbücher der Palliativmedizin bzw. Palliativpflege beschrieben.

Häufiger zeigen Pflegende, Therapeuten, ehrenamtliche Hospizmitarbeiter und andere in der Betreuung von Schwerkranken und im Umgang mit Zugehörigen eine Scheu davor, humorvoll zu sein. Sie glauben an eine Art normative Vorstellung, dass "man" angesichts einer zum Tode führenden Erkrankung nichts mehr zu lachen habe. Aber eigentlich sollten sie viel mehr über ein "zu wenig" Humor und einen viel zu ernsthaften Alltag dieser Menschen stolpern, wenn man bedenkt, welch hilfreiches Potential im Humor liegt. So hat George Bernhard Shaw geschrieben: "Das Leben hört nicht auf, komisch zu sein, wenn Menschen sterben. Ebenso bleibt es ernst, auch wenn Menschen lachen." [1]

Hierzu passend unterstreicht Becker in seinem Gasteditorial 2003 im International Journal of Palliative Nursing die positiven Effekte von Humor in der Gesprächsführung: "Humor also helps to relax people and establish a rapport with them, enabling them to talk more easily about difficult situations and to face the common taboo of death." [13]

Literatur

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