Rofo 2011; 183(7): 597
DOI: 10.1055/s-0031-1274714
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MRT-Untersuchungen bei Kopfschmerzpatienten – Trotz Mikroläsionen keine kognitiven Einschränkungen

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Publikationsdatum:
12. Juli 2011 (online)

 

Schon länger steht die Frage im Raum, ob unspezifische oder spezifische Kopfschmerzen mit einem vermehrten Auftreten von strukturellen Hirnläsionen assoziiert sind. In einer populationsbasierten französischen MRT-Studie ermittelten T. Kurth et al. die Häufigkeit von Hyperintensitäten der weißen Substanz bei älteren Menschen mit und ohne Kopfschmerz und setzten sie in Bezug zur kognitiven Funktion.

BMJ 2011; 342: c7357. DOI: 10.1136/bmj.c7357

MRT eines 45-jährigen ansonsten gesunden Patienten mit links betontem Kopfschmerz, teilweise mit Übelkeit. a und b zeigen koronare Ansichten in der FLAIR-Wichtung. Hier zeigt sich eine Hyperintensität im rechten Sinus transversus (Pfeil in a, b und d), während auf der Gegenseite das typische Flow Void abgebildet wird. Die Time-of-flight(TOF)-Angiografie in c zeigt eine Aussparung im rechten Sinus transversus am Übergang zum Sinus sigmoideus. Das Signal der Raumforderung im Sinus transversus ist in den T2-gewichteten Sequenzen inhomogen mit einem eher isointensen Zentrum (Bild: Freund W, Schmitz BL. Fortschr Röntgenstr 2011; 183: 570–573).

An der Untersuchung im Rahmen der „Epidemiology of vascular aging MRT“- Studie nahmen 780 Probanden teil. Diese waren im Mittel 69 Jahre alt. Bei allen wurde von Neurologen eine detaillierte Kopfschmerz-Anamnese erhoben, ein Hirn-MRT durchgeführt und die kognitive Funktion mittels Mini-Mental-Test untersucht.

163 Teilnehmer gaben an, schon einmal unter schweren Kopfschmerzen gelitten zu haben, die bei 116 als Migräne klassifiziert wurden. Davon wiederum litten 17 (14,7%) unter einer Migräne mit Aura. Die restlichen Patienten hatte überwiegend typische Spannungskopfschmerzen.

Es zeigte sich eine deutliche Assoziation zwischen dem Auftreten von schweren Kopfschmerzen und einem höheren Volumen an Hyperintensitäten der weißen Substanz, die als ischämische Mikroläsionen gedeutet werden. So befanden sich die Kopfschmerzpatienten deutlich häufiger im Drittel mit den meisten Hyperintensitäten im Vergleich zu Patienten ohne Kopfschmerzen in der Anamnese. Dies galt gleichermaßen für tiefe und periventrikuläre Hyperintensitäten sowie für Migräne und Spannungskopfschmerz. Bei Patienten mit Migräne mit Aura zeigte sich eine besonders starke Assoziation mit tiefen Hyperintensitäten der weißen Substanz.

Bei 110 Teilnehmern (14,1%) wurde im MRT mindestens ein Hirninfarkt nachgewiesen. Ein Zusammenhang mit schweren Kopfschmerzen – egal ob Migräne oder Spannungskopfschmerz – bestand aber nicht. Auch hier bildeten die Patienten mit Aura wieder die Ausnahme – sie hatten ein 3-fach erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall.

Die Ergebnisse der kognitiven Tests zeigten weder einen Zusammenhang mit dem Kopfschmerzstatus noch mit dem Ausmaß von Hyperintensitäten der weißen Substanz.

Fazit

Bei Kopfschmerzpatienten lassen sich zwar vermehrt Hirnläsionen im Sinne von Hyperintensitäten der weißen Substanz nachweisen, sie scheinen aber klinisch nicht relevant zu sein. Routinemäßige MRT-Untersuchungen bei Kopfschmerzpatienten sind daher nicht erforderlich. Eine Ausnahme stellen Migränepatienten mit Aura dar, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko aufweisen. Hier sind aber aufgrund der geringen Fallzahl in dieser Studie weitere Untersuchungen erforderlich, so die Autoren.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)

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