Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(48): 2475
DOI: 10.1055/s-0032-1327329
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hypertonie – auch 2012 eine Herausforderung

Hypertension 2012 – still a challenge
S. A. Potthoff
1   Universitätsklinikum Düsseldorf – Klinik für Nephrologie Medizinische Fakultät Universität Düsseldorf
,
U. Wenzel
2   Zentrum für Innere Medizin, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, UKE
,
U. Kintscher
3   Institut für Pharmakologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Publication History

Publication Date:
20 November 2012 (online)

Das vorliegende Schwerpunktheft zum diesjährigen Hypertonie-Kongress in Berlin ist zum ersten Mal eine Koproduktion der Tagungspräsidenten und des Forums Junge Hypertensiologie der Deutschen Hochdruckliga (DHL), mit seinem Vorsitzenden Dr. med. Sebastian A. Potthoff. Wir freuen uns, Ihnen einen Überblick einiger aktueller Themen der Hypertensiologie geben zu dürfen.

Die Bedeutung einer effizienten Blutdruckkontrolle zur Vermeidung von Folgeerkrankungen hat auch im Jahr 2012 nicht abgenommen und wird es auch in Zukunft nicht. Leider sind die bestehenden Kontrollraten, d. h. das Erreichen adäquater Blutdruckzielwerte, bei den behandelten Patienten noch immer sehr niedrig.

Das Erreichen von Zielblutdruckwerten kann natürlich nur erfolgen, wenn klare Zielblutdruckwerte für unterschiedliche Risikogruppen definiert sind. Hierzu gab es in den letzten Jahren viel Diskussion. Die Kommission Schlaganfall der DHL hat in einer Übersichtsarbeit alle verfügbaren Daten für die Zielblutdruckdefinition nach stattgefundenem Schlaganfall zusammengefasst, kritisch diskutiert und zu einer Empfehlung ausgearbeitet.

Neben der Diskussion über Kontrollraten und Zielblutdruckwerte wird es in der Hypertensiologie immer klarer, dass neue diagnostische Werkzeuge erforderlich sind, um das kardiovaskuläre Risiko praktisch und schnell zu ermitteln. Die „vaskuläre“ Gesundheit steht hier als Surrogat für das Gesamtrisiko im Fokus neuer Diagnostika. M. Baumann und R.E. Schmieder stellen in ihrem Artikel ein neues, nicht-invasives Verfahren zur Bestimmung der retinalen Mikrozirkulation vor. Durch diese Diagnostik können Rückschlüsse auf den Zustand des Gesamtkörper-Gefäßsystems geschlossen werden.

Diabetes mellitus ist eine der häufigsten Komorbiditäten der arteriellen Hypertonie und sollte in einem integrativen therapeutischen Vorgehen Berücksichtigung finden. Die antihypertensive Therapie des Diabetikers unterscheidet sich von der eines Nicht-Diabetikers. Die Studienlage scheint komplex. Die Übersicht von K. Heß (Aachen) stellt Ihnen die aktuelle Therapie dar.

Die Niere scheint im Hinblick auf die arterielle Hypertonie „Henne“ und „Ei“ zugleich zu sein. Als Endorgan ist sie den chronisch erhöhten arteriellen Drücken ausgesetzt und verliert hierdurch ihre reguläre Funktionsweise. Auf der anderen Seite scheint sie ein wichtiges Glied in der pathophysiologischen Kette vieler Hypertonieformen zu sein. Zum Beispiel im Rahmen des primären Hyperaldosteronismus. Eine Übersichtsarbeit von Autoren der Klinik für Nephrologie des Universitätsklinikums Düsseldorf beschreibt kompakt den aktuellen Wissensstand zur Diagnostik und Therapie.

Auch im Rahmen der Nierenarterienstenose ist die Niere als „pathophysiologisches“ Bindeglied ein wesentliches Element bei der Entscheidung zur Revaskularisation. Auch hier werden immer wieder kontroverse Diskussionen geführt. Wir haben dies zum Anlass genommen, Licht in den Studientunnel zu bringen, und können Ihnen einen „State of the Art“ Beitrag zur Revaskularisation der Nierenarterienstenose aus erfahrenen Interventionszentren in Homburg-Saar und Bad Krozingen präsentieren.

Die renale Denervation bei Hypertonie ist ein neues und spannendes Kapitel der Hypertensiologie, das hohe Erwartungen weckt. Eine aktuelle und kritische Zusammenfassung zur renalen Denervierung hat L.C. Rump aus Düsseldorf mit dem Titel: „Wann, für wenn und für wen nicht?“ geschrieben.

Das vorliegende Schwerpunktheft wird abgerundet durch zwei interessante Fallbeschreibungen und eine sehr lebhaften Pro & Contra-Diskussion über die duale Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems.

Uns hat es viel Spaß gemacht, dieses Heft für Sie zu gestalten – wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!

Mit kollegialen Grüßen

Sebastian A. Potthoff

Ulrich Wenzel

Ulrich Kintscher