Gesundheitswesen 2018; 80(04): 387
DOI: 10.1055/s-0038-1639215
VORTRÄGE
Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intensivstationsbegehung „all inclusive“: Und wie machen Sie es?

N Oster
1   Fachbereich Gesundheit Mannheim Gesundheitsschutz, Mannheim, Germany
,
T Kößler
2   Stadt Mannheim Fachbereich Gesundheit, Mannheim, Germany
,
B Kristek-Wilhelm
2   Stadt Mannheim Fachbereich Gesundheit, Mannheim, Germany
,
S Haag
2   Stadt Mannheim Fachbereich Gesundheit, Mannheim, Germany
,
P Schäfer
2   Stadt Mannheim Fachbereich Gesundheit, Mannheim, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Krankenhausbegehungen sind zentraler Bestandteil der infektionshygienischen Überwachung nach §23 IfSG. Zur Sicherstellung, dass alle relevanten Bereiche geprüft werden, haben sich Checklisten durchgesetzt. Viele in den gängigen Checklisten geprüfte Kriterien sind jedoch nicht leitlinienbasiert. In offiziellen Leitlinien formulierte Kriterien finden sich oft nicht in den Checklisten wieder. Prüfkriterien werden in den Checklisten häufig verkürzt wiedergegeben, sodass der damit verbundene Prüfumfang unklar bleibt. Amtliche Begehungsprotokolle sind auch Grundlage für hygienische Laien (z.B. Geschäftsführer von Krankenhäusern) hinsichtlich der Entscheidung über erforderliche Investitionen. Das Gesundheitsamt Mannheim hat 2016 ein standardisiertes Vorgehen zur Begehung von Intensiv- und IMC-Stationen entwickelt, das versucht, alle in offiziellen Leitlinien genannten hygienerelevanten Prüfkriterien zu berücksichtigen, die Bewertung der Begehungen dennoch auch für hygienische Laien verständlich zu gestalten. Dieses Begehungskonzept soll zur Diskussion gestellt werden soll.

    Ziele:

    Entwicklung eines Standards zur Begehung von Intensiv- und IMC-Stationen, der alle in offiziellen Empfehlungen und Leitlinien genannten hygienerelevanten Qualitätskriterien berücksichtigt und dennoch auch für hygienische Laien verständlich ist.

    Methode:

    Es wurden alle in offiziellen, fachspezifischen Empfehlungen gefundenen hygienerelevanten Prüfkriterien mit Angabe der Quelle als Prüfkriterien formuliert. Diese wurden in Protokollvorlagen, die gleichzeitig als Checklisten dienen, eingearbeitet. Die Bewertung erfolgte mittels eines Ampelsystems.

    Ergebnisse:

    Das Gesundheitsamt Mannheim hat mithilfe dieser Protokollvorlagen 2016/2017 zwölf Intensiv- und IMC-Stationen begangen. Die Entwicklung der fachspezifischen Protokollvorlagen war zeitaufwendig, führte jedoch zu einer erheblichen fachlichen Wissenssteigerung beim Personal des Gesundheitsamtes sowie zur Entwicklung strukturierter Prüfmethoden. Die Erstellung der Begehungsprotokolle war langwierig und zeitaufwendig. Die Rückmeldung des Hygienefachpersonals war überwiegend, dass durch die detaillierte und leicht verständliche Bewertung, die Protokolle auch hygienischen Laien unter den MitarbeiterInnen verständlich gemacht werden konnten. Ebenso wurde die Transparenz hinsichtlich der Prüfkriterien begrüßt.

    Schlussfolgerungen:

    Ein standardisiertes Vorgehen zur Begehung von Intensiv- und IMC-Stationen kann zur Gewährleistung von Leitlinienkonformität, Transparenz Verständlichkeit, Gleichbehandlung, Verhältnismäßigkeit, Qualitätssicherung sowie von Handlungssicherheit für die Gutachter beitragen. Die Etablierung eines solchen „all inclusive“ Begehungskonzeptes kann bei den beteiligten MitarbeiterInnen zur Steigerung des Fachwissens beitragen. Allerdings erfordert ein solches Vorgehen, das alle in offiziellen Empfehlungen formulierten Hygienekriterien berücksichtigt, eine entsprechende Personalausstattung in Gesundheitsämtern.


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