Gesundheitswesen 2018; 80(04): 404
DOI: 10.1055/s-0038-1639261
POSTERPRÄSENTATION
Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kontaktpersonen-Nachverfolgung bei möglicher Übertragung von Infektionskrankheiten in öffentlichen Verkehrsmitteln, Deutschland

M an der Heiden
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
C Bayer
2   Bundesministerium für Gesundheit, Referat für Gesundheitssicherheit und Infektionsschutzrecht, Berlin, Germany
,
L Goerlitz
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
A Gilsdorf
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Wenn bekannt wird, dass eine Person mit einer ansteckenden Krankheit in einem öffentlichen Verkehrsmittel gereist ist, kann eine Kontaktpersonen-Nachverfolgung (KoNa) notwendig werden, um Folgeinfektionen zu verhindern. Erkenntnisse zu KoNa in Deutschland beruhen zumeist auf Einzelfallberichten. Ziel dieser Studie war systematisch zu erheben, wie häufig eine KoNa eingeleitet wird und zu welchen Ergebnissen diese führt.

    Methode:

    Die Studie wurde als prospektive, fragebogenbasierte Längsschnittstudie durchgeführt. Zielgruppe für die Teilnahme waren Gesundheitsämter im Zuständigkeitsbereich internationaler Verkehrsknotenpunkte und zugehörige Landesstellen. Die Teilnehmer wurden monatlich aktiv vom Robert Koch-Institut zu aufgetretenen Ereignissen befragt.

    Ergebnisse:

    Zwischen Mai 2012 und April 2014 haben durchgehend 45 Teilnehmer aus 12 Bundesländern an der Studie teilgenommen. Die Antwortrate auf die monatliche Anfrage betrug 80% (852/1066). Bei 11 von 29 bekannt gewordenen Ereignissen wurde eine KoNa eingeleitet: die Kontaktpersonen waren in allen 11 Ereignissen im Flugzeug exponiert gewesen. Von diesen Ereignissen standen 7 im Zusammenhang mit einer Tuberkulose und 4 im Zusammenhang mit einer Masern-Erkrankung. Nur 6 der 11 Ereignisse konnten erfolgreich abgeschlossen werden: 215 von 798 (27%) Kontaktpersonen wurden erreicht. Bei einem Tuberkulose-Ereignis ist es wahrscheinlich, dass es aufgrund der Exposition im Flugzeug bei einer Person zu einer Folgeinfektion kam. Insgesamt 5 der 11 Ereignisse konnten nicht abgeschlossen werden, u.a. da keine Passagierlisten vorlagen.

    Diskussion:

    Damit Aufwand und Nutzen einer KoNa in einem angemessenen Verhältnis stehen, muss der öffentliche Gesundheitsdienst über potentiell infektiöse Reisende zeitnah informiert werden und schnell Zugang zu direkten Kontaktinformationen von Nachzuverfolgenden erhalten. Das IGV-Durchführungsgesetz regelt seit 2013 für Luftfahrtunternehmen das Zurverfügungstellen von Erreichbarkeitsdaten. Allgemein sollte ein Standardvorgehen für KoNa zwischen den lokalen Gesundheitsämtern und den in ihren Zuständigkeitsbereich tätigen relevanten Verkehrsmittel- und (Flug-) Hafenbetreibern vereinbart werden, um im Bedarfsfall schnell handeln zu können.


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