Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 800
DOI: 10.1055/s-0038-1667727
Beiträge am Donnerstag, 13.09.2018
Vorträge
Prävention in der medizinischen und pflegerischen Versorgung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Also ich bin nicht recht überzeugt von der Richtigkeit dieser Fragebögen“: Qualitative Studie zu Inhaltsvalidität und Machbarkeit häufig verwendeter Fragebögen zur Messung der Lebensqualität bei Patienten über 65 Jahre mit Hüftfraktur

M Brandl
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
,
S Brandstetter
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
,
R Kretschmer
2   Caritas-Krankenhaus St. Josef, Klinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Deutschland
,
G Weigert
2   Caritas-Krankenhaus St. Josef, Klinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Deutschland
,
C Apfelbacher
1   Universität Regensburg, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die gesundheitsbezogene Lebensqualität soll in das Core-Outcome-Set bei klinischen Studien zu Hüftfraktur aufgenommen werden. Validität und Anwendbarkeit der bisher am häufigsten in der Zielgruppe der älteren Patienten mit proximaler Femurfraktur eingesetzten Fragebögen sind unklar. Ziel dieser Studie ist es, die Inhaltsvalidität und Machbarkeit der 4 am meisten verwendeten Instrumente zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit Hüftfraktur über 65 Jahre zu evaluieren.

    Methoden:

    17 Patienten über 65 Jahre mit Hüftfraktur und ohne relevante kognitive Einschränkungen wurden während ihres stationären Aufenthaltes rekrutiert (w = 15, Ø Alter = 83 Jahre). Die Patienten sollten bis zu vier Fragebögen (SF-12, EQ-5D, NHP, WHOQOL-Bref) zur Messung der Lebensqualität ausfüllen. Mittels leitfadengestützter Interviews wurden Aspekte der Inhaltsvalidität und Machbarkeit exploriert. Die Interviews wurden aufgezeichnet, verbatim transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

    Ergebnisse:

    Nur zwei der Patienten konnten die Fragebögen selbstständig ausfüllen. Alle Patienten berichteten über die Wichtigkeit von sozialen Beziehungen für ihre Lebensqualität. Fragen zum geistigen Wohlbefinden wurden indes kontrovers thematisiert. Bestimmte Fragen (z.B. „Ich kann überhaupt nicht gehen“) wurden als unpräzise empfunden. Die dichotome Antwortkategorie „Ja/Nein“ wurde manchmal als „ehrlich“ beschrieben, manchmal hingegen als unzureichend.

    Schlussfolgerungen:

    Die Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mittels Selbstausfüll-Fragebogen erwies sich selbst bei kognitiv nicht oder nur wenig eingeschränkten, hochaltrigen Patienten nach proximaler Femurfraktur als sehr problematisch. Einige Fragen sollten zudem spezifiziert werden, um einzelne Einschränkungen differenzierter darstellen zu können.


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