Gesundheitswesen 2019; 81(03): 238
DOI: 10.1055/s-0039-1679283
Vorträge
Fachausschuss Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitsbedarfe von Kita-Kindern: Vorsorge, Fürsorge, Versorgung

U Horacek
1   Leitung des Gesundheitsamts Kreis Recklinghausen, Leitung, Recklinghausen, Germany
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Publication Date:
05 April 2019 (online)

 
 

    Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys zu chronischen Gesundheitsbeeinträchtigungen von Kindern im Krippen- und Kitaalter werden durch die Auswertung kinderärztlicher Untersuchungen von 2,5- bis 3,5-jährigen Kindern durch den ÖGD in Brandenburg konkretisiert. Es zeichnet sich ein hoher Versorgungsbedarf ab: für knapp 9% der 956 Untersuchten waren medizinisch-therapeutische Maßnahmen bzw. Frühförderung erforderlich. Ganzheitliche Betreuungskonzepte haben diesen zumeist auch Kita-alltagsrelevanten, zunehmend komplexen gesundheitichen Erfordernissen Rechnung zu tragen; zudem müssen sie hohen, aber berechtigten Anforderungen an Inklusion und Ermöglichung von Teilhabechancen gerecht werden.

    In den Ausbildungscurricula für Erzieherinnen und Erzieher sind die Themen Kindergesundheit und frühkindliche Entwicklung mit ihren gesundheitlichen Implikationen (noch?) nicht hinreichend verankert. Der Einsatz von multiprofessionelllen Teams, d.h. der zusätzliche Einsatz von Fachkräften mit Expertise außerhalb des pädagogischen Kerngeschäfts könnte hier eine hilfreiche Option sein. Er wird bereits, europäischen und internationalen Beispielen folgend, in einigen Bundesländern ansatzweise erprobt.

    Fachkräfte für Kindergesundheit (KGFK) können und sollten in den Kitaalltag Einzug halten. Als Basisqualifikation wäre eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegefachkraft, darauf aufbauend eine Zusatzqualifikation als sozialmedizinische Assistentin oder als Familien- Gesundheits- und Kinderkankenpflegefachkraft (FGKiKP) erstrebenswert. Mit dieser Expertise können KGFK analog und ähnlich erfolgreich wie Schulgesundheitsfachkräfte/„school nurses“ tätig werden. Neben Aufgaben der individuellen Gesundheitsbetreuung, Eltern- und Systemberatung ist es gut vorstellbar, dass KGFK Präventionsarbeit im Setting Kita voranbringen, systematisch mit entwickeln und einen wesentlichen Part in der Umsetzung übernehmen. Es empfiehlt sich die Anbindung an die örtlichen Kinder- und Jugengdgesundheitsdienste im ÖGD. Daraus lassen sich viele mögliche Synergieeffekte ableiten und bei entsprechender Unterstützung verwirklichen.

    Nachhaltige Lösungen sind nur durch die strukturelle Verankerung von KGFK unter Einsatz der hierfür notwendigen Investitionen ins System zu erreichen. Möglicherweise ist es eine Frage der Zeit, bis sich diese Konzepte in der Umsetzung des „Gute-Kita-Gesetzes“ niederschlagen. Dafür setzen sich die Kommission Frühe Betreuung und Kindergesundheit der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) und die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) nachdrücklich ein.


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