Gesundheitswesen 2019; 81(03): 248
DOI: 10.1055/s-0039-1679310
Vorträge
Fachausschuss Zahnmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Betriebliche zahnmedizinische Prävention – Wie könnte sie aussehen?

S Zimmer
1   Universität Witten-Herdecke, Abt. für Zahnerhaltung u. Präventive Zahnmedizin, Witten, Germany
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Publication Date:
05 April 2019 (online)

 
 

    Die Zahngesundheit in Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert und bei den 12jährigen internationales Spitzenniveau erreicht. Allerdings kann nicht damit gerechnet werden, dass diese Erfolge mit der Zeit automatisch in höheren Altersgruppen ankommen, denn zahnmedizinische Prävention kann die Haupterkrankungen Karies und Parodontitis nur kontrollieren, nicht aber im Sinne einer Impfung dauerhaft ausschalten. Deshalb müssen die präventiven Maßnahmen ein Leben lang wirksam sein. Das wiederum bedeutet, dass Präventionslücken identifiziert und geschlossen werden müssen. Eine dieser Lücken beginnt nach dem 18. Lebensjahr. Bis dahin greifen die Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen sowie von den gesetzlichen Krankenversicherungen finanzierte Präventionsprogramme in den Praxen. Auch für die Altersgruppe danach werden in den Zahnarztpraxen umfangreiche Präventionsprogramme angeboten. Diese sind jedoch weitgehend privat zu finanzieren und werden nur von einem Teil der Bevölkerung in Anspruch genommen. Dem entsprechend ist das orale Krankheitsniveau der Erwachsenen in Deutschland zwar auch signifikant gesunken, aber immer noch zu hoch. Eine Möglichkeit der Verbesserung der Mundgesundheit der Erwachsenen und älteren Menschen könnte die bislang in Deutschland überhaupt nicht genutzte zahnmedizinische betriebliche Prävention sein. Die dort angebotenen Maßnahmen müssen jedoch niedrigschwellig und wenig zeitintensiv sein, denn sie dürfen betriebliche Arbeitsprozesse nicht unangemessen behindern. In Frage kommen neben Informationsveranstaltungen zur Oralprophylaxe, die in Gruppen oder für eine ganze Belegschaft abgehalten werden können, zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen, die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz in der Gemeinschaftsverpflegung sowie die kostenlose Ausgabe von zuckerfreiem Kaugummi und Mundspüllösungen. Für alle genannten präventiven Maßnahmen gibt es wissenschaftliche Evidenz auf hohem Niveau. Die Herausforderung besteht vor allem in der Integration in betriebliche Abläufe. Aktuell wird die Wirksamkeit eines solchen Programmes im Rahmen eines Pilotprojektes untersucht.


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