Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 737
DOI: 10.1055/s-0039-1694582
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitnehmer*innen mit Anspruch auf betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM): Prävalenz und Determinanten eines angebotenen BEM sowie dessen Inanspruchnahme

A Loerbroks
1   Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
J Scharf
1   Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
P Angerer
1   Universität Düsseldorf, Düsseldorf
,
K Spanier
2   Universität zu Lübeck, Lübeck
,
M Bethge
2   Universität zu Lübeck, Lübeck
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Arbeitnehmer*innen, die innerhalb eines Jahres mindestens sechs Wochen arbeitsunfähig geschrieben waren, haben Anspruch auf betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM). Im Rahmen dieser Studie werden die Prävalenz und potentielle Determinanten eines angebotenen BEM sowie der Inanspruchnahme dieses Angebots untersucht.

    Methoden:

    Das Dritte Sozialmedizinische Panel für Erwerbspersonen ist eine Kohortenstudie von Personen, die 2012 Krankengeld bezogen haben. Es wurden die Daten der Baseline-Erhebung (2013) und der ersten Nachbefragung (2015) genutzt. Die selbstberichteten Outcomes wurden 2015 mittels Items operationalisiert, die erfassten a) ob den Teilnehmer*innen jemals von ihrem Arbeitgeber das Angebot gemacht wurde, an einem BEM teilzunehmen und b) ob dieses Angebot angenommen wurde. Mögliche Determinanten (33 Variablen) wurden mittels validierter Instrumente (Selbstangaben) zu Baseline erhoben. Relative Risiken wurden mittels multivariabler binomialer Regressionsmodelle mit log-link-Funktion in SAS geschätzt (n = 2015 [Outcome a] bzw. n = 688 [Outcome b]).

    Ergebnisse:

    36,0% der Befragten gaben an, dass ihnen schon einmal ein BEM angeboten worden ist und 77,2% hatten dieses Angebot angenommen. Die Wahrscheinlichkeit eines bis 2015 angebotenen BEM war signifikant erhöht unter Teilnehmer*innen mit psychischen Erkrankungen, Krebserkrankungen, ≥100 Krankheitstagen (versus keinen), zunehmendem Neurotizismus, zunehmender Organisationsgerechtigkeit und zunehmender Betriebsgröße. Die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme war signifikant erhöht unter Teilnehmer*innen mit psychischen Erkrankungen, aber war reduziert in mittelgroßen Unternehmen und Großunternehmen verglichen mit Kleinunternehmen.

    Diskussion:

    Trotz des bestehenden gesetzlichen Anspruchs auf ein BEM wurde nur einem Drittel der Befragten ein entsprechendes Angebot von ihrem Arbeitgeber gemacht. Wenn ein BEM angeboten wurde, dann war die Teilnahmebereitschaft hoch. U. a. psychische Erkrankungen und die Unternehmensgröße sind wesentliche Determinanten beider Outcomes.


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