Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 745
DOI: 10.1055/s-0039-1694607
Kongresstag 3: 18.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Soziale Unterstützung ist bei Überlebenden eines akuten Lungenversagens signifikant mit der psychischen Lebensqualität assoziiert: Ergebnisse der prospektiven Patientenkohortenstudie DACAPO

M Brandl
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
S Brandstetter
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
F Dodoo-Schittko
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg
,
S Blecha
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg
,
T Bein
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg
,
C Apfelbacher
1   Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg
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Publication History

Publication Date:
23 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Zur Rolle sozialer Unterstützung bei Überlebenden eines akuten Lungenversagen (ARDS) gibt es bisher nur wenige Daten. Ziel dieser Studie war es daher, die soziale Unterstützung nach dem Intensivaufenthalt und den Zusammenhang mit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQOL) zu untersuchen.

    Methode:

    In der prospektiven Kohortenstudie DACAPO wurden ARDS-Überlebende 3, 6 und 12 Monate nach dem Intensivaufenthalt postalisch befragt. Als Outcome wurde die HRQOL mit dem Short-Form 12 Fragebogen erfasst, dessen Auswertung einen körperlichen (PCS-12) und psychischen Summenscore (MCS-12) ergibt. Als Einflussfaktor wurde soziale Unterstützung mittels F-SozU Fragebogen erhoben, welcher die subjektiv wahrgenommene emotionale und praktische Unterstützung, sowie soziale Integration operationalisiert. Alle 14 Items werden auf einer 5-Punkte-Likert-Skala beantwortet, wobei ein höherer Wert eine höhere soziale Unterstützung indiziert. Mit SPSS 25 wurden neben einer deskriptiven Analyse lineare Einfachregressionen berechnet.

    Ergebnisse:

    Drei Monate nach Krankenhausentlassung lagen von 428 ARDS-Überlebenden (31% weiblich, Durchschnittsalter = 53,4 ± 15,2 Jahre) Informationen zur sozialen Unterstützungvor. Der mittlere Skalenwart betrug 4,27 ± 0,76 und lag damit über dem Vergleichswert einer deutschen Referenzstichprobe. Es gab keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede und bei 92% der Teilnehmer keine Veränderungen bis ein Jahr nach Intensivtherapie. Die wahrgenommene soziale Unterstützung war in den univariaten Modellen zu allen drei Zeitpunkten signifikant (p < 0,01) mit dem MCS-12 assoziiert (β= 0,17 – 0,35). Für den PCS-12 konnte kein Effekt beobachtet werden.

    Diskussion:

    Die subjektiv wahrgenommene soziale Unterstützung ist nach einer kritischen Erkrankung wie dem ARDS hoch und bleibt im ersten Jahr nach der Erkrankung stabil. Eine hohe soziale Unterstützung kann einen positiven Einfluss auf die psychische Komponente der HRQOL haben.


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