Gesundheitswesen 2020; 82(05): 475
DOI: 10.1055/s-0040-1709039
Vorträge und Poster

Förderung von Selbstbestimmung und Gesundheit durch umfassende sexuelle Bildung – eine evidenzbasierte Argumentationsgrundlage

H Rohn
1   Frauengesundheitszentrum, Graz, Graz, Österreich
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    Im Juli 2019 wurde im österreichischen Parlament ein Entschließungsantrag gefasst, der ein Verbot von externen Sexualpädagog*innen an österreichischen Schulen vorsah. In der Steiermark hätte dies auch jene 12 Einrichtungen betroffen, die seit 10 Jahren im Netzwerk Sexuelle Bildung Steiermark organisiert sind, gemeinsame Qualitätskriterien definiert haben und auf eine langjährige Zusammenarbeit mit steirischen Schulen zurückblicken. Anlässlich der hitzigen politischen und medialen Diskussionen um die Zukunft der sexuellen Bildung hat das Frauengesundheitszentrum als Koordinatorin des Netzwerks Sexuelle Bildung Steiermark eine evidenzbasierte Argumentationsgrundlage verfasst, die seit Herbst 2019 online zur Verfügung steht.

    Die Broschüre „Was bedeutet umfassende, sexuelle Bildung? Warum brauchen wir externe Expert*innen an Schulen dafür?“ umfasst drei Teile: Im ersten werden Argumente für professionelle sexuelle Bildung, etwa ihr Betrag zu Selbstbestimmung, Gesundheit und Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft, mit aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen untermauert. Im zweiten Teil erfahren häufige Gegenargumente im Zusammenhang mit sexueller Bildung eine pointierte Entgegnung. Im dritten Teil werden 10 auf internationalen Standards basierende Qualitätskriterien für umfassende sexuelle Bildung definiert.

    Sexuelle Bildung an Schulen durch professionelle ExpertInnen stellt den niederschwelligen Zugang von möglichst vielen Jugendlichen zu wissenschaftlich korrekten und umfassenden Gesundheitsinformationen und weiterführenden Beratungsangeboten sicher. Dies ist insbesondere für benachteiligte Gruppen wie Jugendliche im ländlichen Raum, mit Beeinträchtigung, Migrationshintergrund oder weniger finanziellen Ressourcen sowie LGBTQI-Jugendliche wichtig. Qualitätsvolle sexuelle Bildung fördert selbstbestimmte und informierte Entscheidungen und einen positiven Zugang zum eigenen Körper, zu Sexualität und zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie reduziert sexuelles Risikoverhalten und ist als nachhaltige Gewaltprävention zu verstehen.


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    Publication History

    Article published online:
    26 May 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York