Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 677
DOI: 10.1055/s-0041-1732036
Mittwoch 22.09.2021
Vorträge

Krankheitsspektrum und Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen bei Geflüchteten im Ankerzentrum Regensburg im Jahr 2018

R Arulsamyn
1   Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Fakultät für Medizin der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
R Beck
2   Ärztlicher Leiter des Ankerzentrums Regensburg, Ankerzentrum Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
C Jochem
1   Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Fakultät für Medizin der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Für eine optimale medizinische Versorgung von Geflüchteten ist ein fundiertes Wissen über die Verbreitung von Krankheiten bei Geflüchteten unterschiedlicher Herkunftsländer essenziell. Ziel der Arbeit war es, das Krankheitsspektrum und die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen bei Geflüchteten im Arztbereich des Ankerzentrums Regensburg zu untersuchen.

    Methoden In einer Querschnittsstudie wurden anonymisierte Patientendaten aus dem Ankerzentrum Regensburg im Zeitraum eines Jahres (01.01.-31.12.2018) hinsichtlich der Häufigkeit von Diagnosen sowie der Inanspruchnahme von Impfungen analysiert. Daten wurden nach Alter, Geschlecht und Herkunftsländern betrachtet.

    Ergebnisse Von den insgesamt 1478 eingeschlossenen Patienten stammten 38% aus dem Irak, 27% aus der Republik Moldau, 14% aus Äthiopien und 13% aus Nigeria. Die am häufigsten gestellten Diagnosen waren akute Infektionen der oberen Atemwege (9%), Zahnschmerzen (6%), akute Gastritis (3%) sowie Z.n. weiblicher Genitalverstümmelung (FGM; 3%). Während Atemwegsinfektionen Geflüchtete aller Herkunftsländer betraf, waren Geflüchtete aus dem Irak häufiger von Zahnschmerzen (+18%) und akuter Gastritis (+14%) betroffen als andere Geflüchtete. FGM wurde v.a. bei Frauen aus Nigeria (58%) und Äthiopien (38%) diagnostiziert. Die Impfsprechstunde wurde überwiegend von Personen aus dem Irak (56%), Äthiopien (14%) und Nigeria (11%) besucht.

    Fazit Das Erkrankungsspektrum sowie die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen unterschied sich stark zwischen Geflüchteten verschiedener Herkunftsländer, was auf die Infrastruktur im Ursprungsland sowie auf die Unterbringungs- bzw. Versorgungssituation vor Ort zurückgeführt werden kann. Eine auf Zielgruppen gerichtete Impfaufklärung könnte die Impfraten bei Asylsuchenden verbessern.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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