Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 701
DOI: 10.1055/s-0041-1732120
Donnerstag 23.09.2021
Vorträge

Schwere psychische Erkrankungen und Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt: Determinanten und Auswirkungen auf die soziale Inklusion

U Gühne
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
,
A Pabst
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
,
M Kösters
2   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II Universität Ulm, Bezirkskrankenhaus Günzburg, Günzburg, Deutschland
,
SG Riedel-Heller
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
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    Einleitung Obwohl bekannt ist, dass eine gelingende berufliche Teilhabe für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (SMI) oft erschwert ist, liegen aktuelle Daten zur Arbeitssituation kaum vor. Im Beitrag werden mögliche Prädiktoren für eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt bei Patient*innen mit SMI diskutiert. Zudem wird gezeigt, ob sich beschäftigte Patient*innen stärker in die Gesellschaft eingebunden fühlen.

    Methoden Beobachtungsstudie im Querschnitt (N = 300). Einschlusskriterien: (I) Diagnose einer Schizophrenie, schizotypischen und wahnhaften Störungen (ICD-10 F2x) oder affektiven Störungen (ICD-10 F3x), (II) Dauer der Erkrankung ≥ 2 Jahre, (III) erhebliche Beeinträchtigung der sozialen Funktionsfähigkeit und (IV) Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Befragung mit standardisierten Instrumenten. Analyse des Zusammenhangs zwischen potenziellen Prädiktoren und der Beschäftigung mittels binärer logistischer Regression.

    Ergebnisse Nur ein Drittel (34%) der Befragten ist auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt. Fast ein Drittel ist arbeitslos (30,0%) und 28% sind aufgrund der psychischen Erkrankung vorzeitig berentet. Ein Einflussfaktor, der positiv mit Beschäftigung assoziiert war, ist eine bessere psychosoziale Funktionsfähigkeit (OR = 1,09, 95% CI: 1,05 - 1,13, p < 0,0001); eine zusätzliche chronische körperliche Erkrankung war negativ assoziiert (OR = 0,38, 95% CI: 0,21 - 0,71, p = 0,002). Befragte Patient*innen in Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sehen sich in wichtigen Bereichen des sozialen Lebens stärker inkludiert.

    Fazit Die Ergebnisse zeigen, dass ein erheblicher Anteil an Patient*innen mit SMI beschäftigt ist und, dass eine Beschäftigung mit größerer wahrgenommener sozialer Inklusion verbunden ist.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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