Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 713
DOI: 10.1055/s-0041-1732161
Donnerstag 23.09.2021
Vorträge

Sozioökonomische Deprivation und COVID-19 in Deutschland: Ergebnisse der bundesweiten Meldedaten

S Müters
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
B Wachtler
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
M Diercke
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin, Deutschland
,
N Michalski
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
E Nowossadeck
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
M Wahrendorf
3   Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
C Hövener
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
J Hoebel
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Internationale Befunde deuten auf erhöhte Risiken für eine SARS-CoV-2-Infektion und schwere COVID-19-Verläufe in sozioökonomisch benachteiligten Gruppen hin. Der Beitrag untersucht, ob sich für Deutschland Muster in der Häufigkeit von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-assoziierter Mortalität nach sozioökonomischen Merkmalen im Verlauf der Epidemie zeigen.

    Methode Analysiert werden sozioökonomische Unterschiede in der jeweils altersstandardisierten Inzidenz laborbestätigter SARS-CoV-2-Infektionen und der COVID-19-Mortalität pro 100.000 Einwohner auf Basis der bundesweiten gesetzlichen Meldedaten. Dafür werden die Meldedaten mit dem German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) verknüpft, der das Ausmaß sozioökonomischer Deprivation auf Kreisebene anhand von Bildungs-, Beschäftigungs- und Einkommensindikatoren misst.

    Ergebnisse Nach zunächst stärkerem Anstieg der Inzidenz der SARS-CoV-2-Infektionen in der ersten und zu Beginn der zweiten COVID-19-Welle in weniger deprivierten Kreisen, verlagert sich das Infektionsgeschehen im Fortlauf der zweiten Welle zunehmend in stark deprivierte Kreise, in denen schließlich die höchsten Inzidenzwerte festzustellen sind. Bezüglich der Mortalitätsraten zeigt sich in den stark deprivierten Kreisen ein schnellerer Anstieg im Verlauf der zweiten Welle. Zwischen Meldewoche 52/2020 bis 6/2021 lag das Mortalitätsrisiko in den stark deprivierten Kreisen deutlich höher als in den am wenigsten deprivierten Kreisen.

    Fazit Die Ergebnisse weisen auf sozioökonomische Unterschiede im COVID-19-Geschehen hin, die zu einer Vergrößerung bestehender gesundheitlicher Ungleichheit beitragen könnten. Die regionalen Unterschiede stellten sich jedoch erst im Verlauf der zweiten Welle ein.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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