Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 743
DOI: 10.1055/s-0041-1732265
Freitag 24.09.2021
Vorträge

Sense of Community (Gemeinschaftssinn) und Fluktuation der Bewohner*innen

J Borutta
1   Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Forschungsverbund Gesunde Quartiere, Hamburg, Deutschland
,
J Buchcik
1   Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Forschungsverbund Gesunde Quartiere, Hamburg, Deutschland
,
A Schmid
2   Universität Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
,
J Westenhöfer
1   Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Forschungsverbund Gesunde Quartiere, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Urbane Quartiere mit schwieriger sozialer Lage weisen häufig eine hohe Fluktuation auf. Hierbei könnte ein geringer ausgeprägter Gemeinschaftssinn (Sense of Community SoC) eine Rolle spielen. Das Risiko keinen Zugang mehr zur Gemeinschaft zu erhalten steigt mit höherem Alter, einem niedrigen sozialen Status oder einem Migrationshintergrund.

    Methoden Bei der von Mai 2018 bis Juni 2019 durchgeführten Befragung in 6 Hamburger Quartieren mit unterschiedlicher sozialer Lage (N = 799), wurde der „Sense of Community Index 2“ als deutsche Kurzfassung eingesetzt. Gleichzeitig wurde die Wohndauer erfasst. In die Auswertung einbezogen wurden 401 Teilnehmer*innen mit vollständigen Antworten. Der Zusammenhang zwischen Wohndauer und SoC wurde mittels einer Regressionsanalyse und unter Einbezug von Alter, Geschlecht, sowie der sozialen Quartierslage untersucht.

    Ergebnisse Im Durchschnitt wohnten die Befragten seit 19,1 Jahren (SD=15,9) im Quartier. Die Quartiere unterschieden sich signifikant im SoC (p<.01) und in der Wohndauer (p<.001). Es zeigte sich ein schwacher positiver Zusammenhang zwischen dem SoC und der Wohndauer (r=.170; p=.001). Eine niedrige soziale Lage ging mit einer signifikanten Verringerung des SoC einher (p<.01). Ein Migrationshintergrund hängt mit der die Wohndauer negativ zusammen (r=-.257, p<.001).

    Fazit Quartiere mit niedriger sozialer Lage zeichnen sich durch einen verminderten SoC aus. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch eine geringere Fluktuation zu einer Erhöhung des SoC im Quartier führen könnte, wenngleich aufgrund des Querschnittdesigns der vorliegenden Studie kausalen Schlussfolgerungen nicht berechtigt sind. Die Studie spricht für Interventionen zur Verbesserung des SoC, die besonders in Quartieren mit niedriger sozialer Lage sinnvoll erscheinen.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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