Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 754
DOI: 10.1055/s-0041-1732735
Freitag 24.09.2021
Vorträge

Intersektionalität in populationsbasierten Studien: Eine qualitative Analyse von Studienteilnahme

S Merz
1   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Brandenburg an der Havel
,
P Jaehn
1   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Brandenburg an der Havel
,
C Holmberg
1   Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Brandenburg an der Havel
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    Einleitung Intersektionale Ansätze in der Gesundheitsforschung zielen darauf ab, Verflechtungen gesellschaftlicher Ungleichheiten als zentrale Determinanten von Gesundheit zu erfassen. In der Forschung zu Teilnahme an populationsbasierten Studien wurden diese Ansätze bisher wenig berücksichtigt, sodass unterschiedliche Responseraten zwischen Bevölkerungsgruppen nur unzureichend erklärt werden können. AdvanceRecruitment fokussiert daher auf Studienteilnahme an der NAKO Gesundheitsstudie aus intersektionaler Perspektive um zu überprüfen, welche individuellen und gesellschaftlichen Faktoren der Motivation für oder gegen eine Studienteilnahme zugrunde liegen.

    Methoden In Kooperation mit den teilnehmenden NAKO Studienzentren erfolgt die Rekrutierung von Interviewteilnehmenden durch selektives Sampling nach Studienteilnahme, Alter und Geschlecht. In qualitativen, problemzentrierten Interviews (n=64) mit Teilnehmenden (n=52) und Nichtteilnehmenden (n=12) wurden diese auf ihre Teilnahmemotivationen und –erfahrungen befragt. Die Interviews wurden auf Tonband aufgenommen, transkribiert und werden thematisch ausgewertet.

    Ergebnisse Entscheidungen für oder gegen eine Studienteilnahme variieren nicht primär anhand identitätsbasierter Merkmale wie Geschlecht oder Alter, sondern sind von einem komplexen Zusammenspiel von individuellem Gesundheitsverhalten und persönlichen Krankheitserfahrungen sowie gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten, verfügbaren Ressourcen und sozialem Kapital geprägt. Diese Faktoren können nur über ihr Zusammenwirken im Sinne einer integrativen Analyse verstanden werden.

    Fazit Intersektionale Ansätze eröffnen so ein differenzierteres Verständnis von Studienteilnahme, das bei der Entwicklung von Rekrutierungsstrategien berücksichtigt werden sollte.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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