Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0043-105463
Punktprävalenz-Erhebung 2016 – ein Erfahrungsbericht
Publication History
Publication Date:
12 June 2017 (online)
Die klinikweite Erhebung von Prävalenzdaten für nosokomiale Infektionen und zum Antibiotikagebrauch ist eine logistische Herausforderung. Umso interessanter sind die Ergebnisse, die einen Überblick über die Gesamtsituation der Fachabteilungen und auf Stationsebene gewähren. Das Protokoll für die europäische Punktprävalenz-Studie in der nationalen Light-Version ist für Kliniken realistisch umsetzbar.
-
Die Erhebung erforderte eine gründliche und strukturierte und damit auch zeitintensive Vorbereitung sowie eine inhaltlich anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem Protokoll.
-
Die Teilnahme an der europäischen Punktprävalenz-Erhebung war freiwillig, lieferte aber nach Erfahrung der Autoren wertvolle und flächendeckende Ergebnisse hinsichtlich Antibiotikagebrauch und Beurteilung von möglichen Hotspots nosokomialer Infektionen.
-
Eine Erfassung allein durch Hygienefachkräfte ohne Unterstützung durch einen verantwortlichen behandelnden Arzt oder durch ABS-geschultes Personal ist nach unserer Erfahrung hinsichtlich der Erfassung nosokomialer Infektionen möglich, aber nicht hinsichtlich der Antibiotikaanwendung.
-
Die Erhebung im Team, das aus Hygienefachkraft und Krankenhaushygieniker bzw. Mikrobiologe oder Hygienefachkraft und ABS-Apotheker bestand, war sehr erfolgreich und hat die Zusammenarbeit gestärkt.
-
Eine unzureichende Dokumentation in der Patientenkurve erschwert die Erhebung und führt zu Fehlern bei der Interpretation.
-
Eine mindestens stichprobenhafte und zeitnahe Kontrolle der Eingaben der Erfasser durch einen Supervisor ist sinnvoll, um Fehler in der Anwendung der Falldefinitionen zu erkennen und sofort abstellen zu können.
-
Überwiegend bestand eine positive Einstellung der Klinikdirektoren und der Mitarbeiter in den patientenversorgenden Bereichen und ein Interesse an den Ergebnissen der Erhebung.
-
Die abstrakten Daten zur Anwendung von Antibiotika, die im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance erhoben werden, bekommen durch das fallbezogene Erfassen der Punktprävalenz-Erhebung einen realen Bezug.
-
Eine Rückmeldung der Ergebnisse an das ärztliche Behandlungsteam ist nötig, aber langwierig: Vorläufige Ergebnisse waren schnell verfügbar, eine endgültige Auswertung für das eigene Haus erfolgte erst nach einigen Monaten. Referenzdaten wurden erst 8 Monate später veröffentlicht.
-
Eine fallbezogene Analyse der Antibiotikaanwendung lieferte dem ABS-Team konkrete Anhaltspunkte für Schulungs- und Interventionsmaßnahmen.
-
Literatur
- 1 Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) und Robert Koch-Institut (RKI). Deutsche Nationale Punkt-Prävalenzstudie zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika-Anwendung 2011, Abschlussbericht. Im Internet: http://www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/download/PPS-Abschlussbericht-Stand05-08-2013final.pdf Stand: 13.04.2017
- 2 Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ). Europäische Prävalenzerhebung zum Vorkommen von nosokomialen Infektionen und zur Anwendung von Antibiotika – Protokoll für teilnehmende Krankenhäuser. Deutsche Version 4.6 (basierend auf ECDC-Version 5.1) Stand 07.04.2016. Im Internet: http://www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/download/pps2016/EUPPS2016DE_Protokoll_Version_4.6.pdf Stand: 13.04.2017
- 3 Nationales Referenzzentrum für nosokomiale Infektionen (NRZ). Online-Plattform des Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems (KISS). Im Internet: https://webkess.charite.de/PPS-ii Stand: 13.04.2017
- 4 Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ). KISS (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System) Projektbeschreibung. 2016. Im Internet: http://www.nrz-hygiene.de/surveillance/kiss/ Stand: 13.04.2017
- 5 Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ). Europäische Prävalenzerhebung zur Erfassung von nosokomialen Infektionen und zur Antibiotikaanwendung – Erhebungsbogen H1. Im Internet: http://www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/download/pps2016/EUPPS2016DE_Erfassungsb%25C3%25B6gen_Version_5.5_alle_Erfassungsb%25C3%25B6gen.pdf Stand: 13.04.2017
- 6 Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ). Europäische Prävalenzerhebung zum Vorkommen von nosokomialen Infektionen und zur Anwendung von Antibiotika – Codiertabellen für teilnehmende Krankenhäuser. Deutsche Version 4.9 (basierend auf ECDC-Version 5.1) Stand 07.04.2016. Im Internet: http://www.nrz-hygiene.de/fileadmin/nrz/download/pps2016/EUPPS2016DE_Codiertabellen_Version_4.9.pdf Stand: 13.04.2017
- 7 Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (HygMedVO) vom 13. März 2012. Gesetz- und Verordnungsblatt (GV.NRW.) Ausgabe 2012 Nr. 8 vom 30.03.2012, 139 – 154.
- 8 Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI). S3-Leitlinie: Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus. AWMF-Registernummer 092/001. Im Internet: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/092-001.html Stand: 13.04.2017
- 9 Bodmann KF, Grabein B. Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.. Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen. Update 2010. Im Internet: http://www.chemotherapie-journal.de/archiv/artikel/2010/06/186.html Stand: 13.04.2017
- 10 HELICS Surveillance of Nosocomial Infections in Intensive Care Units protocol, version 6.1, September 2004. Im Internet: http://www.sicsag.scot.nhs.uk/hai/helics_protocol.pdf Stand: 13.04.2017
- 11 Horan TC, Andrus M, Dudeck MA. CDC/NHSN surveillance definition of healthcare-associated infection and criteria for specific types of infections in the acute-care setting. AM J Infect Control 2008; 36: 309-332