Dtsch Med Wochenschr 2018; 143(21): 1509
DOI: 10.1055/s-0043-114492
Editorial
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Qualitätssicherung in der Intensivmedizin

Quality Management in Intensive Care
Uwe Janssens
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Publication Date:
18 October 2018 (online)

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Prof. Dr. med. Uwe Janssens

Die Intensivmedizin ist ein wichtiger Bestandteil der stationären Krankenversorgung und eng an Notaufnahme, Operationseinheiten und Normalstationen angebunden. Sie versorgt Patienten mit lebensbedrohlichen, aber (potenziell) reversiblen Erkrankungen. Dabei beansprucht sie überproportional viele Ressourcen der stationären Versorgung und des Budgets. In deutschen Krankenhäusern gilt die Intensivstation daher mitunter als belastender Kostenfaktor – aber mittlerweile auch als wichtige Erlösquelle [1]. Zwischen 2002 und 2016 hat sich die Gesamtzahl der Krankenhäuser in Deutschland um 12,1 % verringert, die der mit Intensivmedizin sogar um 14,6 % [4]. Parallel dazu nahm aber die Anzahl der aufgestellten Intensivbetten deutlich zu (um 19,4 % auf 27 609 Betten), ebenso die Berechnungs-/Belegungstage (um 22,5 %). Noch deutlicher erhöhte sich die Anzahl von Behandlungen mit Beatmung: um 49,9 %, von 283 870 auf 425 777 Fälle [4]. Darüber hinaus fehlen robuste Daten zur genauen Situation der Intensivmedizin in deutschen Krankenhäusern: etwa dazu, wie viele rein internistische oder interdisziplinäre Intensivstationen es gibt, wie groß diese sind oder wie hoch der Kostenaufwand ist. Ebenso zu Anzahl und Liegedauer der behandelten Patienten. Auch bleibt unklar, mit welcher Facharztkompetenz die Stationen geleitet werden.

Dieses Dossier widmet sich einigen speziellen Themen zur Qualitätssicherung in der Intensivmedizin und vermittelt einen Einblick in die Aufgaben und Möglichkeiten des Qualitätsmanagements.

Lokale, personelle, bauliche und organisatorische Faktoren können zu deutlichen Unterschieden in den jeweiligen Versorgungsstrukturen führen [3]. Hierzu gehören auch Antibiotic-Stewardship-Programme (ASP), mit denen sich der Beitrag von M. Juzek Küpper et al. befasst: Intensivstationen verbrauchen zwar nur knapp 20 % der Antibiotika im Krankenhaus, die Verordnungsdichte ist dort aber am höchsten und es werden vermehrt Reserve-Antibiotika verwendet. ASP können die Versorgungsqualität mit Antiinfektiva im ambulanten und stationären Bereich optimieren.

In Deutschland existiert seit 2010 das freiwillige, interne Peer-Review-Verfahren. In Ihrem Beitrag fasst E. Muhl dessen Ziele und Ablauf zusammen und lenkt den Blick auf die Bedeutung einer solchen Qualitätssicherung – auch für den Behandlungserfolg von Intensivpatienten.

R. Riessen et al. beleuchten die verschiedenen Komponenten des Qualitätsmanagements auf der Intensivstation. Dabei betonen die Autoren, dass die Personalausstattung und eine qualifizierte hauptamtliche Leitung wesentlich für die Strukturqualität sind. Gerade beim Intensivpflegepersonal droht derzeit ein Mangel an qualifizierten Fachkräften. Dieser könnte die Behandlungsqualität direkt beeinflussen [2].

Die hervorragenden Beiträge vermitteln einen Einblick in die umfangreichen Aufgaben und Möglichkeiten des Qualitätsmanagements in der Intensivmedizin. Den Autorinnen und Autoren gilt hier ein besonderer Dank für die geleistete Arbeit. Ich darf Ihnen, den Leserinnen und Lesern eine spannende und aufschlussreiche Lektüre wünschen.