Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(18): 1051-1052
DOI: 10.1055/s-2006-939897
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Labor-Diagnostik der Pneumocystis-Pneumonie - neue Entwicklungen

Zum Beitrag aus DMW 22/2005T. Küpper
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Publication Date:
03 May 2006 (online)

Der Arbeitsgruppe Riebold et al. ist zunächst einmal zu ihrem gelungenen Übersichtsartikel zu gratulieren [1]. Es wird ein praxisrelevanter, aktueller Überblick über die Diagnostik eines Krankheitsbildes gegeben, das zwar in Europa seit Einführung der Pentamidin-Prophylaxe deutlich seltener geworden ist, jedoch wegen des bei immunkompromittierten Patienten manchmal perakuten Verlaufes nichts von seiner Bedrohlichkeit verloren hat.

Die Autoren zeigen auch ein Farbbild von Pneumocysten (Pc) in direkter Fluoreszenzmikroskopie, ohne näher auf dieses Verfahren einzugehen. Es handelt sich bei der Abbildung um die Fluoreszenz der Papanicolaou-Färbung. Da sich die Diagnostik mittels der direkten Fluoreszenzmikroskopie Papanicolaou-gefärbter Präparate nach unseren Ergebnissen jedoch als außerordentlich spezifisch und sensitiv erwiesen hat, zudem in der Routine kostengünstig und schnell durchführbar ist, sind einige ergänzende Bemerkungen zu diesem Verfahren angezeigt, vor allem, weil diese Färbung im Gegensatz zu den in [1] aufgeführten Verfahren eine in jedem pathologischen Instiut etablierte Routinefärbung ist. Als Filterkombination wird die gleiche Kombination wie für die FITC-Fluoreszenz benutzt (LP 520 nm, FT 510 nm), also eine ebenfalls absolut übliche Ausstattung.

Die direkte Fluoreszenz von Pc in der Papanicolaou-Färbung wurde zuerst von Gahli beschrieben, aber hinsichtlich der diagnostischen Relevanz nie untersucht [2]. Dabei ist das Verfahren bereits dann allen anderen morphologischen Verfahren überlegen, wenn lediglich die Cysten zur Diagnostik herangezogen werden. Damit wird in der bronchoalveolären Lavage eine Sensitiviät von 94 % erreicht (Spezifität 100 %) [3] [4] [5]. Werden bei der Diagnose zusätzlich die phagocytierten Cysten und ihre Abbauprodukte in die Betrachtung einbezogen, so steigt die Sensitivität im untersuchten Kollektiv (n = 214) sogar auf 100 % [6] [7]. Die Abbauprodukte behalten ihre charakteristische apfelgrüne Fluoreszenz, die sie z. B. leicht von Raucherpigment mit seiner braun-orangen Fluoreszenz unterscheiden lässt [6].

Darüber hinaus eignet sich das Verfahren als Screeningverfahren bei Pilzpneumonien [8] sowie bei unklaren Lungenbefunden, bei denen Mykobakterieninfektionen in Betracht gezogen werden. Als einziges Mykobakterium lässt sich zwar nur M. kansasi mit hoher Spezifität diagnostizieren [9]. Die Sensitivität ist dabei der der Ziehl-Neelsen-Färbung leicht überlegen (36,9 % vs. 31,6 %, n = 92) [9]. M. tuberculosis zeigt sich in der direkten Fluoreszenzmikroskopie als leuchtend goldenes, schlankes, gebogenes Stäbchenbakterium [10]. Es muss betont werden, dass die Spezifität weit unter der für Pc angegebenen liegt. Während für Pc bereits eine definitive Diagnose morphologisch gestellt werden kann, liegt hinsichtlich der Mykobakterien die Stärke des Verfahrens im Zeitvorteil: Innerhalb von 2 - 3 Stunden nach Probeentnahme kann dem Kliniker ggf. bereits ein konkreter Verdacht vermeldet werden [11], während klassische mikrobiologische Verfahren, die selbstverständlich nach wie vor zur Absicherung der Verdachtsdiagnose absolut unverzichtbar sind, Tage bis Wochen dauern. Gerade im Falle von HIV-Patienten ist dies ein wertvoller Zeitvorteil [11].

Grundsätzlich gilt wie bei anderen Verfahren auch, dass die Sensitivität morphologischer Diagnostik auch bei der direkten Fluoreszenzmikroskopie vom Probenmaterial und der Präparation abhängig ist [11]. Im Falle der Papanicolaou-Fluoreszenz gilt dies auch für die Art der Färbung. Von den vielen in der Literatur angegebenen Varianten der Papanicolaou-Färbung ist mit dem in [11] beschriebenen Vorgehen die optimale Fluoreszenz zu erreichen, während einige Schnellfärbungen kaum fluoreszeieren.

Zusammengefasst sehen wir die direkte Fluoreszenzmikroskopie Papanicolaou-gefärbter Präparate von Material des Respirationstraktes als Vorgehen der Wahl zur Diagnose einer Pneumocystis cariniii-Pneumonie an. In zeitkritischen Fällen lässt sich auch im Falle eines Tuberkuloseverdachtes bei immunkompromittierten Patienten zumindest eine Verdachtsdiagnose stellen.

Literatur

  • 1 Riebold D. et al . Labor-Diagnostik der Pneumocystis-Pneumonie - neue Entwicklungen.  Dtsch Med Wochenschr. 2005;  130 1377-1380
  • 2 Gahli V S, Garcia R L, Skolom J. Fluorescence of Pneumocystis carinii in Papanicolaou smears.  Hum Pathol. 1984;  15 907-909
  • 3 Wehle K, Küpper T, Pfitzer P. Fluorescence microscopy for Pneumocystis carinii. Springer Verlag: New York In: Recent results in Cancer Research, P. Pfitzer and E. Grundmann, Editors 1993: 117-121
  • 4 Wehle K. et al . The cytological diagnosis of Pneumocystis carinii by fluorescence microscopy of Papanicolaou-stained bronchoalveolar lavage specimens.  Cytopath. 1991;  2 113-120
  • 5 Pfitzer P. et al . Fluorescence microscopy of Papanicolaou-stained bronchoalveolar lavage specimens in the diagnosis of Pneumocystis carinii.  Acta Cytol. 1989;  33 557-559
  • 6 Wehle K. et al . Identification of phagocytosed Pneumocystis carinii in human pulmonary alveolar macrophages.  Cytopath. 1993;  4 225-229
  • 7 Wehle K. et al . Quantitative differences in phagocytosis and degradation of Pneumocystis carinii by alveolar macrophages of AIDS and NON-HIV-patients in vivo.  Cytopath. 1993;  4 231-236
  • 8 Hettlich C, Küpper T, Pfitzer P. Aspergillus in the Pap-stain - morphology, fluorescence, and diagnostic feasibility.  Cytopath. 1998;  9 381-388
  • 9 Küpper T. et al . The cytologic diagnosis of Mycobacterium kansasi tuberculosis by fluorescence microscopy of Papanicolaou-stained smears.  Cytopath. 1995;  6 331-338
  • 10 Küpper T. et al . Morphological study of bacteria of the respiratory system using fluorescence microscopy of Papanicolaou-stained smears with special regard to the identification of Mycobacteria species.  Cytopath. 1995;  6 388-402
  • 11 Küpper T. Methodische Untersuchungen zur Fluoreszenzmikroskopie der Papanicolaou-Färbung.  GBK Fortbildung aktuell. 1994;  22 15-18

Dr. med. Thomas Küpper

Institut für Flugmedizin der RWTH Aachen

Kullenhofstraße 52

52074 Aachen

Email: tkuepper@ukaachen.de

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