Klin Monbl Augenheilkd 1997; 210(4): 207-212
DOI: 10.1055/s-2008-1035043
© 1997 F. Enke Verlag Stuttgart

Intraoperative Skiaskopie zur Bestimmung des Brechwerts einer zu implantierenden Intraokularlinse

Intraocular Lens Power Calculation Using Intraoperative RetinoscopyWilhelm Happe1 , Burkhard Wiechens2 , Wolfgang Haigis3 , Stephan Behrendt2 , Gernot Duncker2
  • 1Universitäts-Augenklinik Kiel, Klinik für Orth- und Pleoptik (Direktor: Prof. Dr. W. de Decker)
  • 2Universitäts-Augenklinik Kiel, Klinik für Ophthalmologie (Direktor: Prof. Dr. R. Rochels)
  • 3Universitäts-Augenklinik Würzburg (Direktor: Prof. Dr. F. Grehn)
Further Information

Publication History

Manuskript eingereicht am 21.11.1996

in der vorliegenden Form angenommen am 01.02.1996

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die präoperative Biometrie zur Bestimmung des Brechwerts zu implantierender Intraokularlinsen ist in bestimmten Fällen nicht verläßlich. Am häufigsten ergeben sich bei hochmyopen Augen Ungenauigkeiten. Auch durch vorangegangene refraktive Eingriffe kann die präoperative IOL-Berechnung erschwert oder gar unmöglich gemacht werden.

Patienten Bei einer hochmyopen Patientin war die Berechnung der zu implantierenden Intraokularlinsen aufgrund einer zusätzlich zur natürlichen, getrübten Linse implantierten „refraktiven” Silikonlinse mit herkömmlichen Berechnungsformeln nicht möglich. Bei einem weiteren hochmyopen Patienten ergab die präoperative Achsenmessung mit Ultraschall unsichere Ergebnisse. Während der Operationen wurde daher jeweils direkt nach der Linsenentfernung eine Skiaskopie zur Refraktionsbestimmung am aphaken Auge durchgeführt. Mit einer entsprechenden mathematischen Formel wurde der Brechwert der zu implantierenden IOL errechnet. Zur Validierung der Methode wurden darüber hinaus 11 Patienten untersucht, bei denen die präoperative Biometrie unproblematisch war.

Ergebnisse Bei insgesamt 3 Augen wurde eine dem Ergebnis der intraoperativen Skiaskopie entsprechende IOL-Stärke implantiert. Die postoperative Refraktion wich maximal 1,25 dpt von der Zielrefraktion ab. In der zweiten Patientengruppe wurden die Berechnungsergebnisse nach intraoperativer Skiaskopie an 11 Augen mit den Ergebnissen der biometrischen IOL-Bestimmung mittels Ultraschall verglichen. Hierbei ergaben sich für die skiaskopische Methode zum Teil erhebliche Fehlbestimmungen. Die Differenzen nahmen bei stärkeren Piyperopien zu. Mit steigenden aphaken Refraktionswerten ergaben sich zunehmend zu hohe Werte.

Schlußfolgerungen Wenn die präoperative Biometrie erschwert oder nicht ausreichend genau möglich ist, kann bei hochmyopen Augen nach einer Skiaskopie am intraoperativ aphaken Auge der richtige IOL-Brechwert bestimmt werden. Anhand entsprechender Tabellen oder Berechnungsprogramme kann ohne Verzögerung die Dioptrienzahl angegeben werden. Direkt nach IOL-Implantation - noch vor dem Wundverschluß - ist eine Erfolgskontrolle durch erneute Skiaskopie möglich. Bei hohen Skiaskopiewerten und bei großen Hornhautscheitelabständen der vorgehaltenen Korrektionsgläser führen bereits geringe Fehlmessungen zu erheblichen Fehlern in der IOL-Berechnung. Daher ist die Methode nur bei hochmyopen Augen ausreichend verläßlich.

Summary

Background Preoperative biometry for calculation of the refractive power of intraocular lenses is not sufficiently reliable in certain cases. Most frequently inaccuracies tend to occur in highly myopic eyes. Preceding refractive procedures can also impair IOL-calculation or even make it impossible.

Patients In a highly myopic patient IOL-power calculation was not possible with conventional calculation formulas due to a preexisting refractive silicone lens located between the cataractuous natural lens and the iris. In another myopic patient ultrasound measurement of axial eye length produced variable and unreliable results. Therefore retinoscopy was performed intraoperatively in the aphakic eye. Refractive power of the IOL was calculated using a new formula. For validation of the method retinoscopy was performed intraoperatively in a second group of 11 patients with unproblematic ultrasound biometry.

Results In 3 eyes IOL power was chosen according to intraoperative retinoscopy. A maximal deviation of 1.25 D from the aimed refraction resulted. In the second group, the retinoscopic method produced partially considerably inaccurate results as compared to the ultrasound biometry. Inaccuracies increased with the extent of hyperopia.

Conclusions In cases of difficult or inaccurate preoperative ultrasound biometry IOL power can be estimated after intraoperative retinoscopy in the aphacic highly myopic eye. IOL power can be calculated instantly using computer programs or tables. This method additionally enables the surgeon to control the refractive result of intraocular lens implantation prior to wound closure. However this method lacks reliability in higher hyperopic eyes, as in these cases small changes in corneal vertex distance of the lens used for retinoscopy highly alter the result.

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