Laryngorhinootologie 2008; 87(2): 80-81
DOI: 10.1055/s-2008-1064904
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Idiopathischer Hörverlust - Hyperbarer Sauerstoff unterstützt Hörverbesserung

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Publication Date:
11 March 2008 (online)

 

Bei plötzlichem idiopathischen Hörverlust wurde in klinischen Studien lediglich für Corticosteroide eine therapeutische Wirksamkeit nachgewiesen. Die ergänzende Anwendung hyperbaren Sauerstoffs soll über eine Erhöhung des Sauerstoffpartialdrucks den Metabolismus im Innenohr verbessern und zusätzlich zur Heilung beitragen. Eur Arch Otorhinolaryngol 2007; 264: 861-866

Als Ursache des plötzlichen idiopathischen Hörverlusts (idiopathic sudden sensorineural hearing loss = ISSNHL) werden verschiedene pathologische Prozesse diskutiert. Mögliche kausale Faktoren könnten Virusinfektionen, Autoimmunprozesse, Labyrinthmembranrupturen und Mikrozirkulationsstörungen sein. Eine kurzfristige Cortisonbehandlung (10-14 Tage) führt zu einer höheren Remissionsrate als bei spontanem Verlauf. Andere Behandlungen wie Antikoagulanzien, Vasodilatatoren, Histamin u. a. hielten klinischen Vergleichsstudien nicht stand. Hyberbarer Sauerstoff wird seit etwa 30 Jahren eingesetzt und in seiner Effektivität unterschiedlich beurteilt.

T. Fujimura et al. verglichen die Wirksamkeit einer Cortisonmonotherapie mit einer Kombinationsbehandlung aus Steroiden und hyperbarem Sauerstoff. 63 Patienten erhielten 12 Tage Dexamethason (Einstiegsdosis 8 mg, dann absteigende Dosierung). Die zweite Gruppe (n = 67) wurde 14 Tage mit Hydrocortison in äquivalenter Dosis behandelt und hatte zusätzlich 10 Sitzungen in einer Überdruckkammer, wo sie 60 min lang 100% Sauerstoff bei einem Druck von 2,5 atm einatmeten. Die Verbesserung des Hörvermögens wurde nach der Formel Verbesserung = (HLpre - HLpost) / (HLpre -HLcontra) x 100% berechnet (HL = Hörverlust; HLcontra = Hörvermögen auf dem nichtbetroffenen Ohr). Die Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich der Alters- oder Geschlechtsstruktur, dem Vorkommen von Begleitsymptomen wie Schwindel oder Übelkeit und dem Intervall zwischen Erkrankungs- und Therapiebeginn.

Die Ergebnisse mit der Kombinationsbehandlung waren insgesamt günstiger: Die Heilungsraten betrugen bei alleiniger Cortisonbehandlung 25,4% und bei Kombinationstherapie 17,9%. Eine Verbesserung des Hörvermögens erreichten 56 respektive 64,4%. Die Überlegenheit der Kombinationsbehandlung war besonders dann deutlich, wenn die prätherapeutische Hörschwelle Š 80 dB lag: Hier wurde durch die Kombination von HBO und Steroiden bei 51,1%, durch Steroide allein bei 27,1% eine Hörverbesserung erzielt. In beiden Gruppen waren die Behandlungsergebnisse insgesamt für die Patienten mit einer initialen Hörschwelle < 80 dB besser.

Unter der Sauerstofftherapie entwickelten 25,4% der Patienten eine Tubendysfunktion. In 4 Fällen wurde eine Parazentese, in einem Fall die Einlage eines Paukenbelüftungsröhrchens erforderlich. Den Nutzen der additiven Behandlung sehen die Autoren in der Verbesserung der metabolischen Situation im Innenohr selbst, unter ungünstigen Zirkulationsbedingungen, die als häufige Ursache des ISSNHL gelten.

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