Laryngorhinootologie 2008; 87(6): 384-385
DOI: 10.1055/s-2008-1079374
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Laryngopharyngealer Reflux - Nur eine schwere Form von GERD?

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Publication Date:
28 May 2008 (online)

 

Patienten mit laryngopharyngealem Reflux (LPR) berichten oft nicht von typischen Symptomen einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Umgekehrt ist unklar, wie häufig eine GERD mit einem LPR assoziiert ist. Deshalb untersuchten schottische HNO-Ärzte Patienten mit GERD auf Symptome eines LPR. Laryngoscope 2007; 117: 1424-1428

Die Patienten waren zur endoskopischen Untersuchung aufgrund der Symptome einer GERD in die Klinik gekommen. Die Mediziner teilten sie anschließend in 3 Gruppen auf je nach Symptomatik und endoskopischem Befund. Die Patienten der ersten Gruppe hatten keine erosive Refluxkrankheit (NERD), die der zweiten Gruppe wiesen eine erosive Erkrankung (ERD) auf. Gruppe 3 bestand aus Patienten mit Barrett-Ösophagus. Die Patienten mit NERD oder ERD mussten einen Fragebogen über Lebensbedingungen und Lebensgewohnheiten ausfüllen, die GERD-Symptome wurden mittels der RAI-Skala evaluiert. Die Erfassung von LPR-Symptomen erfolgte mit einer speziellen Skala, die 9 Symptome abfragt: Heiserkeit, Räuspern, übermäßige Schleimproduktion, Schluckbeschwerden, Abhusten von Schleim, Schwierigkeiten beim Atmen, Husten, Engegefühl im Hals und Brustschmerz. Die Symptome wurden von den Patienten auch in ihrer Schwere beurteilt.

Im Zuge der Auswertung unterteilten die HNO-Ärzte die 1 383 Patienten entsprechend der Ergebnisse auf der RAI-Skala in 4 Gruppen von inaktiver GERD (RAI-Wert < 94) bis zu schwerer GERD (RAI-Wert > 125). Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Schwere der GERD und dem Summenwert auf der LPR-Skala: Patienten mit schwerer GERD hatten auch signifikant höhere LPR-Werte im Vergleich zu den Patienten mit inaktiver, milder oder mittelschwerer GERD. Zwischen den weniger ausgeprägten GERD-Formen bestand allerdings kein statistisch signifikanter Unterschied im LPR-Wert. LPR-Items mit starkem Bezug zu GERD zeigten auch den klarsten Zusammenhang mit der Schwere der GERD, z.B. Brustschmerz. Von den 9 Symptomen waren aber fast alle signifikant häufiger, je schwerer die GERD. Nur für Heiserkeit ergab sich kein belegbarer Zusammenhang. Aufgrund ihrer Befunde und der im Alltag oft nicht zur Verfügung stehenden Diagnosemöglichkeiten, z.B. ph-Metrie und Endoskopie, gehen die Autoren davon aus, dass der LPR ein in hohem Maße unterschätztes Problem ist, an das insbesondere bei schwerer GERD gedacht werden muss.

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